Jubelstimmung beim Wiener „Messias“

Musikverein. Händels „Messias“ mit dem Arnold Schoenberg Chor unter Erwin Ortner und der Lautten Compagney Berlin: Höhepunkte des Chorgesangs – und ein Tenor, der noch aus einem lapidaren Rezitativ ein Erlebnis macht.

An Klanggewalt denkt jeder, der den „Messias“ von Händel hört – und vor allem das „Hallelujah“ im Ohr hat. Natürlich war auch die traditionell kurz vor Weihnachten angesetzte Aufführung des Oratoriums in drei Teilen durch den Arnold Schoenberg Chor unter Erwin Ortner und die Lautten Compagney Berlin von Brillanz und Jubelstimmung geprägt. Doch Ortner ging es hörbar nicht darum, mit markerschütternder Lautstärke – von Händels Zeitgenossen teils als „Wau-Wau-Stil“ kritisiert – aufzuwarten. Wohl dosiert und weich erklang das Zeugnis christlichen Glaubens, das Händel 1741 in nur drei Wochen komponierte (aber vielfach überarbeitete), das zu den bekanntesten, wenn auch untypischsten seiner Werke gehört, im Goldenen Musikvereinssaal. Ortner fand für jeden der vielen musikalischen Wesenszüge die passende Gangart. Mal ausschwingend, mal elegant, mal dramatisch, mal ruhevoll, mal himmelhoch jauchzend.

Von den Solisten hatte ganz offensichtlich jede und jeder seine bzw. ihre Lieblingsarie. Die an sich auf Händel spezialisierte Altistin Sonia Prina konnte in „He was despised and rejected of men“ mit Expressivität und Sensibilität punkten, während ihr die Partie ansonsten nicht immer gänzlich zu liegen schien und man diese schon weit samtiger gehört hatte. Ihre Umsetzung hätte, wie auch jene des Bassbaritons Simon Bailey, teils mehr Volumen vertragen. Bailey seinerseits gefiel im Laufe des Abends immer besser. Hatte er bei „Thus saith the Lord of Hosts“ noch zu scharf artikuliert, konnte er bei „The people that walked in darkness“ schon eine große Skala von sonorer Tiefe bis zu starker Mittellage und Höhe zeigen. Mit mehr Nachdruck als zuvor gestaltete er das Ende dieser Arie. Mit großer Noblesse machte er „The trumpet shall sound“ zu einem Glanzpunkt des Abends. Eine Klasse für sich war der edle Tenor von Michael Schade, der – stimmlich in bester Verfassung – sogar aus einem lapidaren Rezitativ ein Erlebnis machte. Innig und saalfüllend war seine Interpretation, zugleich präzise und sensibel.

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