Kritik

Severin Groebner: "Darling, es schaut nur so aus, wie es ist"

Severin Groebner
Severin GroebnerErnesto Gelles
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Der Exilösterreicher Severin Groebner stellt mit seinem neuen Kabarettprogramm „Gut möglich" ein paar schwarze Zukunftsoptionen zur Wahl. Aber etwas anderes zuerst: sammeln Sie Bonusmeilen?

Bankrott, weltberühmt, deppert, bekehrt und hin - Severin Groebner arbeitet sich in seinem neuen Programm „Gut möglich" durch 50 optionale Lebensjahre. Er beginnt ganz links auf der Bühne, mit jedem neuen Zukunftsszenario wandert er weiter nach rechts. Eine schöne Metapher auf viele Geister, die mit dem gleichen Feuer in der Jugend für eine bessere Welt und im Alter gegen eine höhere Vermögenssteuer demonstrieren.

Wer wird schon anderen als sich selbst gegenüber altersmilde? Darüber erzählt er auch, der vielfach ausgezeichnete Kabarettist und Autor. Während man als Enkel laut gegen die eigenen Großeltern und ihre NSDAP-Mitgliedschaften schimpfen konnte, wie blind und unehrlich sie mit ihrer Lebensgeschichte doch umgegangen sind, dreht Groebner am Rad der Zeit und fragt: „Opa, was hast du damals gemacht, als das Eis von den Polen geschmolzen ist?".

Wie viel Verständnis werden unsere Enkel haben, wenn sie die versteckten Bonusmeilenhefte finden? Und auf wen werden wir uns herausreden können? Auf die unzuverlässige Bahn (die bekommt auch in diesem Programm ihr Fett weg), auf eine fehlende Kerosinsteuer? Aber nein, „Darling, es schaut nur so aus, wie es ist". Wie nachhaltig böse werden die Enkel auf uns „freiwillige Dreckschleudern" dann sein?

„Keine Zukunft ohne Herkunft"

Vielleicht wachsen die Gletscher aber doch wieder, „weil das Schmelzwasser von Grönland den Golfstrom abgewürgt hat" und es sehr kalt wird in Europa und dann suchen wir die Wärme in der neuen grünen Sahara. Die hungernden Euro-Flüchtlinge werden in Lagern leben. Manch einer findet das vielleicht gemein und unterschreibt eine Petition. „Keine Zukunft ohne Herkunft", sagt Groebner.

Vielleicht kommt auch alles ganz anders und ein riesiger PVC-Krake steigt in der Schweiz aus dem neuen Mittelmeer und frisst uns auf. Severin Groebner hat sich viel angetan mit seinen Untergangsszenarien, er spiegelt Ängste, die wir nicht wirklich verstehen und benennt Zustände, die wir wirklich gut verdrängen. Wie es auch ausgeht, das Stück ist sehenswert, sehr sehenswert, nicht nur für jugendliche Klimaschützer, auch für ihre Eltern. Und Großeltern.

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