„Black Mirror“: Diese Staffel ist einfach zu nett

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Die Anthologie-Serie über die dunklen Seiten neuer Technik gehört zu den spannendsten aktuellen Produktionen. Den drei neuen Folgen fehlt allerdings die nihilistische Note.

„Arg“ ist das Wort, das man wohl am öftesten hört, wenn man über „Black Mirror“ spricht. Die britische Anthologie-Serie von Charlie Brooker ist in der Tat abgründig, das zeigt schon die kurze Zusammenfassung der allerersten Folge. Darin muss der britische Premierminister live im Fernsehen sexuell mit einem Schwein verkehren, weil er erpresst wird. Das klingt derber, als die Science-Fiction-Serie eigentlich ist, denn sie beschäftigt sich zwar auch mit Politik und Sex, vor allem aber mit der dunklen Seite neuer oder möglicherweise zukünftiger Technologien. Der Titel bezieht sich auf die schwarzen Oberflächen der technischen Geräte, die uns begleiten und von deren Wirkungsweise auf unsere Psyche und unseren Alltag wir noch so wenig wissen.

Als Anthologie-Serie hat „Black Mirror“ einen Vorteil: Die Autoren müssen nicht Spannungsbögen und Figurenentwicklung über Staffeln hinweg konzipieren, sondern bloß über eine Stunde oder eineinhalb. Dabei schafft es „Black Mirror“ trotzdem, in die Tiefe zu gehen. Das gelingt vor allem, da die Serie ihre oft rabenschwarzen Geschichten über ihre Charaktere erzählt. Schritt für Schritt führt „Black Mirror“ seine Protagonisten und die Zuseher in Extremsituationen und lässt menschliche Tragödien entstehen. Jede zweite der insgesamt 21 teils spielfilmllangen Folgen fühlt sich dann intensiv und eben „arg“ an.

Klar, dass auch etablierte Stars in einer Produktion wie dieser mitspielen wollen. Zum Cast gehören seit Beginn britische Edel-Mimen, darunter Domhnall Gleeson („Ex Machina“), Hayley Atwell („Agent Carter“) und Daniel Kaluuya („Get Out“) sowie Kelly Macdonald („Boardwalk Empire“). In den späteren Staffeln kamen auch Amerikaner dazu, etwa Bryce Dallas Howard („Jurassic World“) und „Mad Men“-Star Jon Hamm. In der neuen, fünften Staffel spielt auch Popstar Miley Cyrus mit, das hat für ein großes Medienecho gesorgt.

Insgesamt wirkt Staffel fünf allerdings ein wenig zahnlos. Keine der drei Folgen dieser Staffel hat diese für „Black Mirror“ typische nihilistische Note, die einen am Ende sprachlos zurücklässt. Staffel fünf kommt nicht an die Vorgängerstaffel heran.

Die drei neuen Folgen in der Kurzkritik:

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„Striking Vipers“: Die erste Folge ist die beste der Staffel. Zwei Freunde, die schon in Studientagen miteinander gezockt haben, treffen sich in einem Virtual-Reality-Kampfspiel. Statt gegeneinander zu kämpfen, haben sie Sex. Der „Guardian“ kritisierte, dass „Black Mirror“ in dieser Folge vor schwulem Sex zurückschreckt, denn einer der beiden Männer spielt im virtuellen Raum eine Frau. Als die beiden Freunde sich im echten Leben küssen, fliegen keine Funken – die Anziehung funktioniert nur virtuell - und nur zwischen den beiden Spielfiguren, dem Mann und der Frau. Schade, denn die von Anthony Mackie (Falcon aus den „Iron Man“- und „Avengers“-Filmen) und Yahya Abdul-Mateen II dargestellten Freunde wären ein sehr schönes Paar. Ansonsten: Schöne, zärtliche Folge mit einem Twist.

(c) Netflix/Stuart Hendry

„Smithereens“: Andrew Scott ist ein wunderbarer Schauspieler, das hat er in „Sherlock“ und in „Fleabag“ bewiesen, weniger aber in „Black Mirror“. Er spielt einen Mann, der einen Mitarbeiter eines Social-Media-Netzwerks entführt, weil er diesem die Schuld am Tod seiner Verlobten gibt. Am Ende gesteht er, dass er selbst verantwortlich war. Die Folge hat eher am Rande mit neuer Technik zu tun, vielmehr hat sie eine sehr vordergründige Botschaft: Schau am Steuer nicht aufs Handy!

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„Rachel, Jack and Ashley Too“: Die Story ist ein bisschen märchenhaft: Ein einsames Mädchen ist Fan des Popstars Ashley O (genau: Miley Cyrus) und bekommt dann Gelegenheit, diese gemeinsam mit seiner Schwester und einer Puppe mit künstlicher Intelligenz zu retten. Erneut widmet sich „Black Mirror“ hier dem Thema, was passieren könnte, wenn die Persönlichkeit eines Menschen auf eine künstliche Intelligenz übertragen wird, also ein digitaler Klon geschaffen wird. Bei anderen Folgen – vor allem bei „USS Callister“ – gelang das besser. „Rachel, Jack and Ashley Too“ hat süße Momente, das große dramatische Finale und stereotype Figuren (Ashley Os Tante/Managerin und deren Entourage) sind allerdings schwach.

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