Die Steiermark verscherbeln?

Die neue ORF-Sendung „Kurier des Kaisers“ ist ein bisschen peinlich.

Die Idee ist witzig: Weil Kaiser Robert Heinrich I. (Robert Palfrader) weit über seine Verhältnisse lebt, muss Geld her. Der Verkauf eines Bundeslandes soll die Situation retten – doch welches der neun könnte verscherbelt werden? Um pekuniären Wert und Mentalität der Bewohner zu schätzen, wird Hanno Settele als Hofberichterstatter losgeschickt. In der am Mittwoch auf ORF eins gezeigten ersten von neun Folgen begutachtet Settele auf dem Sitz eines Puch Maxi die Steiermark. Er zählt Bäume, befragt Bewohner, lässt sich eine Tracht anpassen und von einem Professor den Marktwert des „Grünen Herzens Österreichs“ in Zahlen gießen.

Eigens erstellte Sora-Umfragen werden immer wieder in die Sendung eingestreut, die vor allem dann humorig ist, wenn's kompetitiv wird: Eine Steirerin sagt, man könnte eher das Burgenland hergeben als ihre Heimat. Viele würden lieber Wien loswerden, die Kärntner stehen offenbar ebenso nicht hoch im Kurs. Auch das Witzeln über Ortsnamen (St. Blasen, Rothwein, Einhörn, Paradies und ja: Kotzgraben) amüsiert durchaus.

Sonst gibt's viel kurzweilig Informatives: Das Wappentier spie früher Feuer aus allen Körperöffnungen, und in den steirischen Bergen wurde Arsen (das „Koks der Berge“ oder „steirisches Viagra“) abgebaut. Manche Skurrilitäten wie die „Apfelmänner von Puch“ (sie brennen Schnaps) sind aber schon jenseits der Peinlichkeitsgrenze. Auch die Kastrationsgeschichte der Kapaune, so interessant sie ist, will nicht so wirklich in das Format passen. Und die offenbar zufällig ausgewählten Steirer, die befragt werden, versuchen manchmal sehr gewollt, amüsant zu sein.

Man sagt gern, dass die Aufmerksamkeitsspanne geringer wird, nur ein paar Sekunden lang kann sich ein Erwachsener angeblich auf eine Sache konzentrieren. Diesem Prinzip folgt auch die Sendung: Kleine Umfragen, kurze Interviews, Mini-Appelle von Bürgern, Wissenshappen – alles soll hier schnell gehen. Man muss, will man den Sendungsmachern gern sagen, den Zuseher nun auch nicht mit Gewalt unterfordern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2018)

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