Kopftuchverbot bei Kindern: „Symbolpolitik“ als Scheinargument

Lehrerin mit Kopftuch in einer deutschen Schule gestelltes Foto Im sogenannten Kopftuchurteil des
Lehrerin mit Kopftuch in einer deutschen Schule gestelltes Foto Im sogenannten Kopftuchurteil desimago/epd
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Das Hauptargument der Gegner eines Kopftuchverbots bei Kindern ist irgendwie, sagen wir, eigenartig.

Es ist das vielleicht häufigste Argument, das in der Debatte um das Kopftuchverbot bei Kindern angeführt wird: Symbolpolitik. Wer an Kindergarten- und Volksschulkindern kein Kopftuch sehen will, muss sich diesen Vorwurf gefallen lassen. Schließlich sind ja nur ganz wenige Mädchen betroffen – also warum gleich ein Gesetz erlassen, wenn man doch auf Aufklärung setzen und mit den Familien dieser Mädchen reden kann? Exakt so argumentiert auch der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural, seines Zeichens Jurist. Eine seltsame Logik ist das.

Nehmen wir einmal an, österreichweit gäbe es nur zehn Kopftuch tragende Mädchen. Das wäre echt nicht viel. Aber sind zehn zu wenig, um ihnen Schutz zu bieten? Sollen wir ihnen das genau so sagen, wenn sie erwachsen sind? „Sorry, dass ihr als Siebenjährige sexualisiert wurdet und mit einem Kopftuch in die Schule gehen musstet, wo man euch wiederum schief angeschaut und gehänselt hat, aber es gab nur ein paar von euch, ein Gesetz hätte sich einfach nicht gelohnt. Und Symbolpolitik lassen wir uns sicher nicht nachsagen.“

Wer will mit diesen Mädchen so ein Gespräch führen? Vielleicht Ümit Vural, der auf Aufklärung statt auf Verbote setzen will, ohne nennenswerte Erfolge dieser Aufklärung vorzuweisen. Der aber wissen müsste, dass ein Verbot nur seine Position stärken würde, wenn er Eltern davon zu überzeugen versucht, ihren Töchtern kein Kopftuch aufzusetzen. Denn wäre es für ihn nicht viel einfacher, sagen zu können, dass ihr Verhalten nicht nur falsch ist, sondern auch verboten?

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