Putin zeigt dem Westen Muskeln

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Wie im kalten Krieg. Russischer Flugzeugträger Kusnezow und Langstrecken-Bomber wieder im Einsatz. Ein paar alte Maschinen „aus dem Mottenschrank“ stellten keine Gefahr dar.

Russland bekräftigt seinen militärischen Machtanspruch. Immer stärker lässt es seine Muskeln spielen. In der Nacht auf Montag holte Russland seinen – einzigen betriebsbereiten – Flugzeugträger „Kusnezow“ nach zwei Jahren aus dem Trockendock. Das Staatsfernsehen berichtete live. Und russische Admirale erklärten, man werde wieder Präsenz im Mittelmeer zeigen. In den letzten 15 Jahren hatte man dafür kein Geld. Das ist nun anders. Die Staatskasse ist mit Petro-Dollars prall gefüllt.

Im Hochgefühl seiner neuen Stärke gab Putin zuletzt auch bekannt, die russische Luftwaffe werde ihre Langstrecken-Patrouillenflüge wieder aufnehmen. 20 mit Lenkwaffen bestückte Flugzeuge starteten von sieben verschiedenen Flugplätzen zu Flügen über den Weltmeeren. Sie sollen die Schifffahrts- und Ölrouten sichern, heißt es in russischen Medienberichten.

Russland hatte die Flüge der strategischen Luftwaffe 1992 eingestellt. Leider seien „unserem Beispiel nicht alle Länder gefolgt“, erklärte der Kreml-Chef in Anspielung auf die USA. Die Flugpause habe „die russische Sicherheit beeinträchtigt“.

Um die Wirkung seiner Worte zu erhöhen, machte der Kreml-Chef seine Erklärung sogar im Beisein des chinesischen Staatschefs Hu Jintao, am Rande einer Militärübung der unter Führung von Moskau und Peking stehenden Regionalorganisation „Shanghai Cooperation Organisation“.

Bei dem Manöver, an dem 6000 Soldaten Russlands und Chinas beteiligt waren, wurde die Befreiung einer Stadt von Terroristen geübt. Aber im Grunde wollte man den USA zeigen, dass es in Zentralasien keinen Platz für US-Truppen gibt. Die Sicherheit in der Region werde „am besten von den Staaten der Region gewährleistet“, heißt es in einer gemeinsamen Resolution.

Die USA reagieren recht gelassen auf Putins Provokationen. Offenbar möchte Washington das neue russische Selbstbewusstsein nicht unnötig füttern. Die Wiederaufnahme der russischen Langstreckenbomber-Flüge sei wohl „kein Grund zur Beunruhigung unserer Militärs“, hieß es. Und der Sprecher des US-Außenamts, Sean McCormack, fügte spöttisch hinzu, Russland habe nur ein paar alte Maschinen „aus dem Mottenschrank“ geholt.

Tritt Putin noch einmal an?

Putin hat ehrgeizige Pläne. Er will die russischen Streitkräfte von Grund auf modernisieren. Das aber freilich kann noch lange dauern. Zuletzt kündigte der Kreml-Chef auch an, bis 2015 eine neue russische Abwehr gegen Raketen aufzubauen.

Doch Beobachter in Moskau vermuten hinter dem russischen Muskelspiel auch die Absicht Putins, sich vor der Präsidentschaftswahl, zu der er ja eigentlich gar nicht mehr antreten will, als unerbittlicher Verteidiger russischer Interessen zu profilieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2007)

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