Weg mit dem sechsten Finger!

In Han Kangs beeindruckendem Roman wird der Bühnenbildner Jang durch eine Frage motiviert, sich seiner Vita zu stellen. Die 1970 geborene Südkoreanerin über Masken, Hüllen und den Versuch, ins Innere zu blicken.

„Warum verwenden Sie für Ihre Werke die Abdrücke von Menschen?“ Diese vermeintlich harmlose Frage bringt alles ins Rollen. Ein neugieriges Nachhaken der Autorin H., die während der Premierenfeier eines Theaters auf den Künstler Jang Unhyong trifft. Von ihm stammt eine merkwürdige Bühnenbildskulptur, die die Aufmerksamkeit der Autorin während der Aufführung auf sich zieht: ein offenbar von einem lebenden Menschen genommener Gipsabdruck. Was hat es damit auf sich? Was sind die Beweggründe Jang Unhyongs, sich dieser Kunstform, Lifecasting genannt, zuzuwenden?

Eine Antwort darauf wird H. an diesem Abend nicht bekommen, doch mit einem Mal scheint der Befragte über sich nachdenken, seiner Lebensgeschichte nachspüren zu müssen. Von heute auf morgen verschwindet er spurlos von der Bildfläche, und seine verzweifelte Schwester wendet sich an H., überreicht ihr ein Manuskript, an dem Jang Unhyong schrieb und das den Titel „Deine kalten Hände“ trägt. Damit, wenn H. diesen verstörenden Text zu lesen beginnt, setzt die Binnenhandlung des Romans ein, der seine Autorin aufs Neue als Meisterin eines beunruhigenden, symbolisch grundierten Schreibens zeigt.

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