Mach mir da keinen Knick rein!

Der südkoreanische Hersteller LG zeigt den ersten ausrollbaren OLED-TV der Welt.
Der südkoreanische Hersteller LG zeigt den ersten ausrollbaren OLED-TV der Welt.APA/AFP/DAVID MCNEW
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Die Consumer Electronic Show in Las Vegas hat erstmals seit Langem wieder eine echte Neuerung zu bieten: Die ersten Fernseher zum Einrollen kommen auf den Markt.

Die Zyniker unter den Techfreunden haben die Consumer Electronics Show (CES) schon längst totgesagt. Und doch lockte die Elektronikmesse auch heuer wieder Hunderttausende nach Las Vegas. Und wer nicht an den smarten Automobilen hängen blieb, die die Hallen dominieren (siehe Seite 22), konnte nicht nur Unmengen an sinnlosen Gadgets, sondern sogar die eine oder andere echte Revolution zu Gesicht bekommen.

Man sollte nicht unzufrieden sein, die diesjährige CES hatte alles, was man sich erwarten kann: Aktionismus gegen den alltäglichen Datenklau der großen Internetriesen wie Google und Facebook, Uhren, die mit Körperwärme laufen – und natürlich einen handfesten Skandal. Ein Vibrator-Roboter für Frauen wurde erst mit dem Innovation Award prämiert, nur um wenig später wegen „Immoralität und Obszönität“ komplett von der Messe verbannt zu werden. Ohne es zu wollen, traten die Veranstalter damit auch noch eine Genderdebatte los. Sex-Gadgets für Männer sind seit Jahren fester Bestandteil der Messe.


Roll den Fernseher aus. An der Smartphonefront war eher wenig zu holen. Dafür zeigte die etwas angestaubte TV-Branche mit einer echten Neuerung auf: Den Vogel schoss der südkoreanische Anbieter LG ab. Er präsentierte den ersten ausrollbaren Fernseher. Seit Jahren versprechen Displayhersteller, dass wir unsere Smartphones und Tablets bald klein zusammengerollt in die Tasche stecken können, heuer haben sie endlich geliefert.

Bei der Präsentation des LG „Signature OLED TV R“ in Las Vegas ließen sich die Besucher sogar zu Szenenapplaus hinreißen. Das Gerät ist im Ruhemodus nicht mehr als ein länglicher Aluminiumquader. In seinem Inneren aber wartet, fein säuberlich zusammengerollt, ein 4K-Fernseher auf seinen Auftritt. Ein Knopfdruck, und der Bildschirm schiebt sich aus dem Kasten. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Leinwand, ist ein OLED-Fernseher mit 65 Zoll, was 165 Zentimeter Bildschirmdiagonale entspricht. Nichts deutet darauf hin, dass der rollbare Fernseher schlechtere Bilder liefert als seine unflexibleren Kollegen.

Wählt man den „Line View“-Modus, fährt nur ein Teil des Bildschirms aus der Aluminiumbox und dient als Uhr oder als Soundstation. Im kompletten Ruhemodus ist das Gerät immer noch als intelligente Audiobox mit 100 Watt Ausgangsleistung zu gebrauchen. Nachdem die TV-Gerätebauer Innovation jahrelang als noch mehr Pixel auf noch dünneren Bildschirmen missverstanden haben, gelingt LG mit dem „Signature OLED TV R“ ein echter Durchbruch. Viele Details gibt es noch nicht. Das Gerät soll noch heuer in die Geschäfte kommen – und dürfte nicht billig sein. Die ersten OLED-Fernseher waren um gute 10.000 Euro zu haben.


Faltbare Handys. Auch bei den Smartphones sind biegsame Displays heute marktreif. Royole präsentierte das erste faltbare Smartphone namens „Flexpai“. Zusammengeklappt passt es in die Hosentasche, ausgeklappt wird es zum Tablet. Samsung gibt seit Monaten mehr oder weniger kryptische Hinweise darauf, dass sein „Galaxy F“ ebenfalls faltbar sein könnte. Apple, Motorola und Huawei könnten heuer folgen.

Die faltbaren Displays waren die greifbarste Revolution auf der CES. Andere Zuschauermagneten sind weiter entfernt. Die beliebten selbstfahrenden BMWs kamen etwa nicht ohne Mensch als Back-up-Lenker aus. So ganz trauen also auch die Autobauer ihren schlauen Maschinen noch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2019)

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