Felderer: "Finanzmarkt ist der Wächter über die Staaten"

Felderer Eine Inflation erwarte
Felderer Eine Inflation erwarte(c) Breuss
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livechatIHS-Chef Bernhard Felderer spricht im Live-Chat über die Macht des Finanzmarkts und sagt warum er an keine steigende Inflation glaubt und wieso Ratings nicht immer nach gleichen Maßstäben vergeben werden.

  • 12:54  DiePresse.com.ModeratorWir begrüßen IHS-Chef Bernhard Felderer im Live-Chat. Stellen Sie ihre Fragen zur Griechenland-Krise und den wirtschaftlichen Auswirkungen.
  • 12:55  Bernhard FeldererSchönen guten Tag an die User. Wir werden uns eine Stunde lang über Griechenland unterhalten. Ich bin gespannt auf Ihre Fragen.
  • 12:56  DiversWie hoch schätzen Sie die Chance ein, dass Griechenland pleite geht? In Prozent?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Griechenland war de facto am letzten Dienstag zahlungsunfähig und daher in einem Zustand, dan man durchaus als pleite bezeichnen kann. Die Garantien der EU und des IWF haben ein Weiterarbeiten ermöglicht. Diese sind natürlich unter den Bedingungen gegeben worden, dass Griechenland die vereinbarten Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen auch tatsächlich durchführt.
  • 13:00  DisGruntlerwar die "Rettung" Griechenlands nicht die Öffnung der Büchse der Pandora? Jetzt denkt sich doch jeder Pleitekandidat "macht nix, die anderen reißen mich doch eh raus". Wie könnte man diesem Effekt vorbeugen?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Man darf die Hilfe fü Griechenland nicht mit einer Unterstützung verwechseln, es handelt sich hierbei um verzinsliche Kredite. Das Risiko für die Geberstaaten besteht nur darin, dass Griechenland diese Kredite vielleicht nicht zurückzahlen könnte. Dieses Risiko kann man deshalb für sehr gering einschätzen, weil der IWF seit Anfang der 80er Jahre weltweit in zahllosen Fällen eine ähnliche Prozedur wie jetzt in Griechenland durchgeführt hat und mit Ausnahme von wenigen Fällen die Rückzahlung immer erfolgt ist.
  • 13:03  featurecheckDie schulden griechenlands sind doch viel höher als die eu-hilfe - wie sollen die den rest zusammen kratzen?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Zur Zeit wird in Griechenland mit Hilfe von erfahrenen Experten des IWF und der EU daran gearbeitet, das griechische System an westeuropäische Standards anzunähern. Insbesondere wird z Zt ein neues Steuereintreibungssystem etabliert, das für deutlich höhere Steuereinnahmen sorgen sollte. Die Ausgabenkürzungen sind umfangreich und stehen im Detail noch nicht fest, sollten aber ausreichen, um das Land in wenigen Jahren in den Zustand zurückzuversetzen, seine Schulden wieder bedienen zu können. Die vorgesehenen 60 Mrd. für die ersten Jahre werden nur unter der Bedingung gegeben, dass Griechenland die vereinbarten Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen tatschlich durchführt. Alle drei Monate wird eine sorgfältige Prüfung stattfinden und die Auszahlungen werden jeweils nur für drei Monate gegeben.
  • 13:05  DisGruntlerWird das griechische Sparprogramm nicht genau das Gegenteil bewirken? Weniger Geld für die Bevölkerung heißt doch auch weniger Konsumkraft. Wer soll sich dann noch irgendwas leisten können?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Kaufkraft wird vorübergehend sicher geschmälert, aber die Alternative zu diesem Sparprogramm gibt es nicht. Griechenland hat jahrelang über seinen Verhältnissen gelebt und muss die Rechnung irgendwann auch begleichen.
  • 13:06  pinkLieber Herr Felderer! Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Griechenland-Krise auf Kredite in Österreich?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Bis jetzt sehen wir keine großen Auswirkungen. Die würden wir nur überhaupt vermuten können, wenn unsere Banken in größerem Umfang Verluste erleiden würden. Davon ist aber bis jetzt keine Rede.
  • 13:09  pinkKönnen Sie sich vorstellen, dass auch andere Länder in der Eurozone ein ähnliches Schicksal ereilt wie Griechenland?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Vorstellbar ist natürlich vieles, wahrscheinlich ist es nicht, weil der Schock, den Griechenland in den südeuropäischen Ländern ausgelöst hat, sitzt tief und nachhaltig. Dass eine Rating-Agentur Portugal nachhaltig herabgestuft hat, bedeutet nicht, dass wir das Land in einer ähnlichen Situation sehen, obwohl das Defizit im letzten Jahr rund 10 Prozent betragen hat. Dieses Schicksal teilt Portugal aber mit zahlreichen anderen Ländern, zB mit den USA. Dieses Beispiel zeigt aber, welchen starken Einfluss Rating-Agenturen auf die Meinung in den Finanzmärkten haben und deutet wieder einmal darauf hin, dass wir dringend eine alternative, insbesondere vielleicht eine europäische Rating-Agentur nötig hätten. Insgesamt also glauben wir, dass Griechenland eine heilsame Lehre für mehrere Defizit-Kandidaten in Europa ist.
  • 13:13  RoppeWas denken Sie, wie werden die Staaten der Eurozone vorgehen, wenn ein Land von der Größe Spaniens oder Italiens in Zahlungsschwierigkeiten kommt?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Diese Frage ist natürlich sehr hypothetisch. Insbesondere Italien hat sich in der Krise sehr gut verhalten. Die Verschuldung war davor 115 Prozent des BIP und liegt jetzt bei 116 Prozent. Dies ist auf eine sehr vorsichtige Politik der italienischen Regierung zurückzuführen, die natürlich bei der hohen Verschuldung einen weiteren Anstieg der Verschuldung besonders fürchten muss. Das Problem, das wir in ganz Euopa haben, ist folgendes: wir haben eine gemeinsame Geldpolitik, aber keine gemeinsame Fiskalpolitik. Dh, jeder Staat kann die Steuern einheben und in der Höhe einheben, die er für richig hält und kann auch Ausgaben nach seinem Gutdünken gestalten. Der sogenannte Stabilitätspakt, der genau das verhindern sollte, was jetzt in Griechenland passiert ist, hat zwar Sanktionen vorgesehen, sie sind aber nie angewendet worden. Dass wir hier einen Reformbedarf haben, scheint offensichtlich und muss auf der Agenda der EU ganz vorne stehen.
  • 13:17  MeridianWo sind die Kredite der Euroländer im Falle einer Insolvenz gereiht? Werden diese vorrangig vor den Rückzahlungen an den IWF und den Anleihebesitzern bedient?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Normalerweise, im Fall anderer Staatsinsolvenzen, kokurrieren bei Zahlungsunfähigkeit, die wie gesagt sehr selten vorkommt, die Zahlungen an den IWF mit anderen Forderungen, etwa Geschätsbanken oder Unternehmen. Die Kredite des IWF haben dort Priorität und werden bevorzugt bedient. Ob es im Fall der EU eine spezielle Vereinbarung gibt, ist mit nicht bekannt. Die Kredite der Euroländer werden nach meinem Rechtsempfinden wohl nach dem IWF oder gleich mit dem IWF aber vor anderen Forderungen gereiht werden müssen.
  • 13:21  EminenzAuch Österreich beteiligt sich am Rettungspaket, Kanzler Werner Faymann glaubt sogar, dass noch mehr "Löschwasser" notwendig sein wird. Wieviel wird uns dadurch aus unserem Geldbörsel "gestohlen"?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Rückzahlung von IWF-Krediten ist nur in ganz wenigen Fällen, die man an zwei Händen abzählen kann, in den letzten drei Jahrzehnten nicht erfolgt, wenn man von einigen afrikanischen Ländern absieht, wo im Rahmen von Entwicklungshilfe Schulden teilweise oder ganz gestrichen worden sind. Insofern gehen wir davon aus, dass die Kredite an Griechenland auch in diesem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückgezahlt werden. Das wird ganz einfach deshalb erzwungen werden können, weil die Nichtversorgung Griechenlands mit den Krediten des IWF und der EU würde dort zu katastrophalen ökonomischen Verhältnissen führen, wie Zusammenbruch von Banken etc. Ich nehme an, dass die 2, 28 Mrd. genug sein werden.
  • 13:25  Jack BauerWie sehr dienen die "bösen Spekulanten" nur als Ausrede für die aktuelle Staatsschuldenkrise?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Leider muss ich Ihrer Vermutung zustimmen, dass eine Spekulation gegen ein Land nur möglich ist und Aussicht auf Erfolg hat, wenn entsprechend hohe Defizite bzw. Verschuldung vorliegt. Im Fall Griechenlands war es ein über viele Jahre gehender Schlendrian, der das Land zu den hohen Verschuldungsquoten von über 100 Prozent geführt hat. Entscheidend für die Finanzmärkte bzw. die Ratingagenturen war, dass Griechenland in den letzten Monaten überhaupt nicht den Eindruck gemacht hat, die Rückzahlung der Schulden in Angriff zu nehmen.
  • 13:27  Griechischer BauerVizekanzler Pröll spricht davon, dass Österreich eine "griechische Situation" binnen drei Jahren droht. Was muss Österreich tun, um dieses Szenario abzuwenden? Und ist die Lage wirklich so ernst?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Lage in Österreich ist weniger ernst, als die in anderen europäischen Ländern. Aber die Defizite und Verschuldungen zu bagatellisieren wäre ein schwerer Fehler und könnte uns durchaus auch in eine griechische Situation bringen. Der Wächter über die Finanzgebarung von Staaten ist inzwischen der Finanzmarkt geworden. Länder, die hohe Verschuldungen haben und nicht die Gewähr bieten, diese Verschudlung in absehbarer Zeit auch wieder zurückzahlen zu können, werden schlechter geratet, zahlen dadurch mehr Zinsen für ihre Staatsschulden und kommen langsam, aber immer schneller, auf eine schiefe Bahn, die letzten Endes - wie man im Fall Griechenland sieht - vom Land selbst nicht mehr beherrschbar ist.
  • 13:30  DisGruntlerhaben Rating-Agenturen zuviel macht? kaum wird der status eines landes gesenkt oder auch nur gewarnt, dass er gesenkt wird, regiert chaos an den märkten und das land steuert erst recht abwärts. sollte europa hier eine zentrale finanzaufsicht einrichten, die die ratingagenturen unter kontrolle hält?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Eine europäische Ratingagentur wäre eine meines Erachtens exzellente Idee. Sie darf allerdings nicht von der Staaten ausgehen, sondern die Initiatoren müssen aus dem privaten Bereich kommen, damit die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit erreicht werden kann, die eine solche Institution haben muss. Denkbar wäre es, dass sich eine Anzahl von Institutionen aus dem Finanzsektor zusammenschließen, um eine wirklich unabhängige Stiftung oder Firma gründen, die versucht, sich in diesem Markt einen Namen zu machen.
  • 13:33  artdecoad Eurpäische Rating-Agentur: Warum gibt es diese noch immer nicht? Das Aufsetzen einer Rating-Agentur kann ja nicht um so viel komplizierter sein als, dass Aufsetzen einer beliebigen anderen Aufsichtsbehörde (zB FMA) oder einer Wirtschaftsprüfungskanzlei? Wer ist hier im engeren Sinne säumig?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Reputation, die eine Ratingagentur benötigt, und die Akzeptanz, die sie auf den Finanzmärkten erreichen muss, lässt sich nicht kurzfristig aufbauen. Eine solche Investition müsste, wie schon gesagt, von den staatlichen Einrichtungen in Europa unabhängig entstehen und müsste in einem Zeitraum von mehreren Jahren versuchen, die Reputation zu erreichen, die notwendig ist, um als ernster Konkurrent für die zwei bis drei weltweit operierenden Ratingagenturen fungieren zu können.
  • 13:35  Ouzo-TrinkerDeutsche Medien befürchten, dass Deutschland noch stärker zur Kasse gebeten wird. Das sorgt für Unsicherheit bei den deutschen Nachbarn - und auch für Unruhe. Vor allem in der "Bild"-Zeitung wird Griechenland-Bashing betrieben. Könnte die Fast-Pleite der Griechen zu einem neuen Graben zwischen reichen und armen EU-Ländern führen?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Einkommensunterschiede zwischen Griechenland und dem Rest Europas könnten sich durch diese Krise vorübergehend vergrößern. Eine allgemeine Tendenz, dass die weltweite Einkommensverteilung dadurch betrofen wird, könnte ich nicht sehen.
  • 13:38  bluejayEines verstehe ich nicht: Der Finanzminister mahnt alle zur Sparsamkeit und kündigt neue Steuern an, damit wir unser Budget nicht überziehen. Und ganz plötzlich zaubert er zwei Milliarden für Griechenland aus dem Hut. Woher kommt dieses Geld überhaupt?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Mittel, die für Griechenland aufgebracht werden müssen, werden auf den Kapitalmärkten aufgebracht werden müssen. Dort zahlt Österreich derzeit einen Zinssatz von ca. 4,4 Prozent. Diese Zinsen werden den Österreichern natürlich refundiert, nachdem der den Griechen verrechnete Zinssatz mit 5 Prozent über dem Refinanzierungssatz der österreichischen Bundesfinanzierungsagentur liegt.
  • 13:41  TuaregGuten Tag! Im Hinblick auf die dramatischen Entwicklungen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nur noch auf Zeit gespielt wird; die Bevölkerung wird nur noch angelogen. Sehr geehrter Herr Felderer, wie lange hält die Eurozone diesen Zustand noch aus. In welchem Jahr bricht das System zusammen bzw. beginnt die Inflation unser Erspartes aufzufressen. Soll ich mein Geld nicht doch besser ausgeben?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Wenn Sie Lust haben, Ihr Geld auszugeben, kann ich dazu nur raten. Eine Inflation erwarte ich trotzdem nicht. Die Mitglieder des europäischen Zentralbankrates sind auf ein Gesetz verpflichtet, dessen oberste Priorität die Stabilität der europäischen Währung ist. Solange die Mitgliedsstaaten des Euro dieses Gesetz nicht ändern, kann ich mir nicht vorstellen, dass von der EZB längerfristig eine deutlich über zwei Prozent liegende Inflationsrate in Kauf genommen wird. Und eine diesbezügliche Änderung dieses Gesetzes ist mit Mitgliedern wie Deutschland sicher nicht zu machen.
  • 13:43  artdecoWird Ihres Wissens nach eigentlich die Frage einer verstärkten bzw. effektiven Kontrolle von Budgetzahlen der Länder auf EU-Ebene diskutiert? Wenn jedes Unternehmen Jahresabschlußprüfungen hat, warum dann nicht auch Staaten... (durch ein EU Kontrollorgan)
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Die Vermutung ist richtig, es wird diskutiert. Inwieweit das dann tatsächlich positive Auswirkungen haben wird, wird von der Art der Beschlüsse abhängen. Das Schicksal des Stabilitätspakts ist ein Beispiel dafür, dass Vereinbarungen ohne wirksame Sanktionen nicht dienlich sind.
  • 13:47  APFELSYSVieles deutet darauf hin, dass die EU eine Dollar/Europarität anstrebt um der Exportwirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Importe (Rohstoffe) würden eine gedämpfte importierte Inflation bedeuten, was die Schuldentilgungen erleichtern würde. Nur Hirngespinste?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Ich glaube nicht, dass die Dollar-Euro-Relation wegen ihrer riesigen Umsätze auf diesem Währungsmarkt von einer Regierung oder einer Zentralbank nachhaltig beeinflussbar ist. Der Verlust des Wertes des Euro gegenüber dem Dollar hat zwei Ursachen, die kaum von Regierungen beeinflussbar sind: Erstens hat sich die amerikanische Wirtschaft aus der Krise wesentlich schneller erholt, als Europa, und dürfte zur Zeit schon mit drei Prozent p.a. wachsen. Das führt zu Kapitalzuströmen bzw. zu Nachfrage nach Dollars und dies wiederum erhöht den Kurs dieser Währung. Zweitens sind die Finanzmärkte durch die Ereignisse in Griechenland irritiert und viele Marktteilnehmer fürchten ein Überschwappen von diesem an sich sehr kleinen Land (rund 2 Prozent BIP-Anteil) auf andere, größere europäische Länder.
  • 13:50  SonnenburgArizona, Florida, Illinois, Kalifornien, Michigan, Nevada, New Jersey, Oregon, Rhode Island und Wisconsin haben allesamt schlechtere volkswirtschaftliche Daten als Griechenland und kein Deutschland im Rücken, dass sowieso zahlt wenn der Hut brennt, warum haben diese US-Bundesstaaten immer noch bessere Ratings als Griechenland?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Ihre Frage ist berechtigt und beunruhigend. Das kürzlich verbesserte Rating für Kalifornien ist schwer verständlich und könnte durchaus politische Hintergründe haben. Man muss bedenken, dass die Zinsen, die der Staat Kalifornien für die Refinanzierung seiner Schulden zahlen muss, durch die Rating-Änderungen deutlich sinken. Die Vermutung, dass hier nicht immer mit gleichen Maßstäben gemessen wird und dass auf den angelsächsisch dominierten Finanzmärkten eine Voreingenommenheit vorhanden sein könnte, ist nicht von der Hand zu weisen.
  • 13:53  BrunhildeWie soll ich mein Geld am besten anlegen? Sind Sparbücher noch sicher, wenn sich die Griechenland-Krise ausweitet?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Ich glaube, Ihre Befürchtung ist nicht gerechtfertigt. Allerdings würde ich überlegen, meine Anlageform von Sparbüchern auf andere Möglichkeiten zu erweitern.
  • 13:56  rapidla01Sehen Sie den Euro an sich in Gefahr?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Ganz klares Nein. Der Verlust des Wertes, der durchaus noch etwas weitergehen könnte, ist eine Rückkehr zu einem langfristigen Kursverhältnis, wie sie zB durch Kaufkraftparitäten berechnet werden kann. Nach solchen Berechnungen sollte der Euro/Dollar-Kurs nicht höher als 1,20 liegen. Wir könnten uns auch vorstellen, dass der Euro noch deutlich mehr absinkt, vielleicht auf ein Verhältnis von 1:1 mit dem Dollar. Nach Bewältigung des Themas Griechenland und der Verstärkung des Konjunkturaufschwungs in Europa dürfte der Euro allerdings wieder etwas an Stärke gewinnen. In der gegenwärtigen Konjunktursituation ist ein schwacher Euro eine Hilfe, da wir wissen, dass der Aufschwung entscheidend von unseren Exporten abhängt.
  • 13:58  Euro-PessimistWo sehen Sie den Euro am Ende des Jahres?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    In den nächsten Monaten sehe ich den Euro nicht stärker, als er jetzt ist. Eher noch etwas schwächer. Der Herbst könnte aber bereits die Wende bringen. Spätestens im nächsten Jahr nehmen wir an, dass sich der Euro gegenüber dem Dollar stabilisieren wird.
  • 14:02  Schulden-KaiserAha: Für die Schulden der Griechen machen wir Schulden, um das Geld wieder an die Griechen zu verborgen. Wie lange denken Sie kann dieses Schuldensystem noch gut gehen?
  • ANTWORT VON Bernhard Felderer:
    Wir haben unsere Schuldenquote, dh Verhältnis von Schulden zu BIP von 35 Prozent im Jahr 1980 auf rund 70 Prozent Ende 2010 erhöht. Eine ganze Reihe europäischer Staaten stehen noch schlechter da, als wir. Die Griechenland-Krise hat gezeigt, dass die Finanzmärkte eine strenge Wächterrolle übernommen haben, der auch wir uns nicht werden entziehen können. Da wir durch Berechnungen wissen, dass die Rückführung der Schuldenquote auf nur 60 Prozent viele Jahre dauern wird, sollten wir mit einer sehr ernsthaften Konsolidierung möglichst bald beginnen.
  • 14:03  DiePresse.com.ModeratorVielen Dank an Herrn Felderer, dass er sich so kurzfristig für diesen Chat Zeit genommen hat. Danke wie immer auch an unsere Leser für die vielen Fragen.
  • 14:04  Bernhard FeldererHerzlichen Dank für die interessanten Fragen.

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