Kenneth Fisher: „Italien hat kein Schuldenproblem“

Der Bullenmarkt habe noch ein bisschen zu laufen, sagt der US-Investor Kenneth Fisher beim Gespräch in Wien.
Der Bullenmarkt habe noch ein bisschen zu laufen, sagt der US-Investor Kenneth Fisher beim Gespräch in Wien.(c) Akos Burg
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Der Milliardär Kenneth Fisher sieht die Dinge anders als der Mainstream: Quantitative Easing sei deflationär, erst sein Ende bringe die Inflation – und politischer Stillstand sei positiv.

Mein Vater hat immer gesagt, dass man eine zweite Option braucht“, erzählt Kenneth Fisher beim Mittagessen in der Wiener Innenstadt am bisher heißesten Tag des Jahres: „Also habe ich auf dem Bau gearbeitet, während ich auf der Uni war. Da hätte ich immer zurückgehen können.“ Heute würde der 67-Jährige auf dem Bau wohl eher im Weg stehen. Macht aber nichts. Mit einem geschätzten Gesamtvermögen von fast vier Milliarden Dollar wird er sich so rasch keinen Zweitjob mehr suchen müssen. Erst recht dann nicht, wenn er mit seinen Aussichten auch diesmal wieder richtig liegt. Der Investor und Buchautor, dessen Firma fast 100 Mrd. Dollar verwaltet, lebt im äußersten Nordwesten der USA. Weit weg von der Wall Street. Er denkt auch anders als seine Kollegen in New York. Über fast alles. Seine Botschaft beim Wien-Besuch im Sommer 2018: Die Zentralbanken verstünden die Welt nicht, Italien hätte gar kein Schuldenproblem – und an der Börse sei kein Crash zu befürchten.

„Fast exakt das Gegenteil“

Der Reihe nach: Die Zentralbanken haben in den vergangenen Jahren Billionen in die Märkte gepumpt und damit Inflationsängste ausgelöst. Aber die Darstellung sei falsch, so Fisher: „Quantitative Easing senkt zwar die Zinsen, aber auch die Verfügbarkeit von Geld. Es ist deflationär.“ Seine Begründung: Wenn die Zinskurve flacher wird, also die kurz- und langfristigen Zinsen sich angleichen, haben die Banken weniger Grund, langfristig Geld zu verleihen. Genau das sei durch Quantitative Easing (QE) geschehen. Fishers Version von QE würde erklären, warum die Inflation nicht wie befürchtet bzw. erhofft in die Höhe gegangen ist.
Aber warum reden die Notenbanker dann ständig davon, durch QE die Inflation anschieben zu wollen? Auch dafür hat Fisher eine Erklärung: „In den Zentralbanken sitzen keine Leute, die verstehen, wie Banken wirklich funktionieren. QE senkt zwar den Preis des Geldes, aber nicht seine Verfügbarkeit. Große Player wie Microsoft oder Pfizer können da profitieren. Andere bekommen nicht so leicht Zugang zu Geld. Was QE aber sehr wohl bewirkt: Die Banken reparieren ihre Bilanzen.“ Das sei wohl auch das Ziel gewesen.

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