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Gabriel Felbermayr: Ein Motivator mit Harmoniebedürfnis

(c) Daniel Novotny
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Erfolg International. Gabriel Felbermayr ist zu einem der relevantesten Volkswirte Deutschlands aufgestiegen. Seit März leitet er das Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

Gabriel Felbermayr hat Donald Trump einiges zu verdanken. Nicht, dass die Karriere des oberösterreichischen Volkswirts in Deutschland vorher schlecht gelaufen wäre. Aber erst Trumps Handelskrieg mit China und das weltweite Comeback des Protektionismus machten aus dem Außenhandel-Spezialisten einen der gefragtesten Interviewpartner der Bundesrepublik. Was passiert, wenn der US-Präsident an der Zollschraube dreht? Wie trifft der Handelskrieg Europa? Was bringen die umstrittenen Freihandelspakte wirklich? Plötzlich drängten Fragen, die dem wortgewandten Ökonomen wie auf den Leib geschneidert waren.

Felbermayr ging auf in der neuen Rolle, mischte sich ein, brachte Bewegung in die Debatte. Am Münchener Ifo-Institut stand der gebürtige Steyrer noch ein wenig im Schatten des polarisierenden Medienstars Hans-Werner Sinn. Doch seit März 2019 muss Felbermayr die Bühne nicht mehr teilen.

Leiter des Instituts für Weltwirtschaft

Der 43-Jährige übernimmt als erster Österreicher die Leitung des traditionsträchtigen Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und wird damit Deutschlands Chefökonom des Nordens. Er soll das etwas angestaubte Institut modernisieren und wieder zu alter Relevanz und Größe zurückführen. Seine Fähigkeit, nicht nur exzellent zu forschen, sondern die Ergebnisse auch gut erklären zu können, wird von Vorteil sein. Als „ehrgeizigen Antreiber“ beschrieben ihn deutsche Medien zum Einstand in Kiel wenig charmant. Er selbst sehe sich eher als „Motivator und Teamspieler“, sagt er. „Mir ist ein guter Kompromiss lieber als schlechte Einzelentscheidungen.“

Doch blickt man auf die Vita des Institutschefs, kommt die Zuschreibung nicht von ungefähr. Nach dem Studium in Linz und Florenz und einem Jahr als Berater bei McKinsey wurde Felbermayr mit nur 32 Jahren Deutschlands jüngster Wirtschaftsprofessor an der Universität Hohenheim in Stuttgart, bevor er zum Ifo-Institut nach München wechselte. Bei jeder seiner Stationen hat Felbermayr rasch Spuren hinterlassen. „Ich ecke schon an“, bestätigt der Ökonom. An den Instituten treibt er die Modernisierung der Lehre voran.

Anhänger der europäischen Idee

Was er aus Österreich nach Deutschland mitgebracht hat? Ein „gewisses Harmoniebedürfnis“, diplomatisches Geschick und das Selbstverständnis, Teil eines großen Europas zu sein. Felbermayr ist glühender Anhänger der europäischen Idee – und er lebt sie beruflich wie privat vor. Er hat in halb Europa geforscht und gearbeitet, ist verheiratet mit einer Französin, seine drei Töchter besuchen die französische Schule.

Hat er noch persönliche Ziele? „Ich glaube nicht an die Planwirtschaft“, antwortet er. Beruflich werde er versuchen, aus „seinem“ Institut in Kiel wieder das zu machen, was es schon einmal war. „Und privat will ich so viel Zeit wie möglich in Österreich verbringen.“ Das Wochenendhaus in Oberösterreich ist aus Norddeutschland zwar schwerer zu erreichen als aus München, aber dennoch. „Ich liebe alles hier“, sagt er. „Sogar der Duft der Rindergülle beim Nachbarbauern ist mir teuer.“

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