Medikamente in Österreich werden knapp. Warum wir uns genau deshalb für den Artenschutz interessieren sollten.
Österreich geht also das Penicillin aus. Wovor Apotheker und Arzneimittelhändler da warnen, ist, gelinde gesagt, beunruhigend. Vor allem, wenn man sich die derzeitige Triple-Welle aus Corona, Grippe und RS-Viren vor Augen hält. Und das just vor den Feiertagen, wenn die halbe Bevölkerung quer durch Österreich unterwegs ist, um ihre Familien zu sehen und in die Arme zu nehmen (und um vielleicht nach zwei mageren Jahren endlich wieder einmal größer zu feiern?)
Immerhin, ein kleiner Lichtblick: Im Laufe des Jänners sollten sich die Engpässe (nach derzeitigem Stand!) hoffentlich etwas gelegt haben. Doch die kurzfristige Knappheit erinnert daran, dass langfristig noch ein viel größeres Problem droht. Und zwar durch den Verlust der Artenvielfalt.
Eine von acht Millionen Pflanzen- und Tierarten laufen Gefahr, in den nächsten Jahrzehnten zu verschwinden. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge ist der Verlust der Biodiversität einer der drei größten globalen Risiken der nächsten Jahre. Am heutigen Montag geht die 15. Biodiversitätskonferenz in Montreal zu Ende, wo Staatschefs Lösungen zum laut Forschern schlimmsten Artensterben seit den Dinosauriern verhandelt haben - und trotzdem spricht hierzulande kaum jemand davon.
Und was hat das jetzt mit Penicillin zu tun? Sehr viel. Denn die antibiotische Substanz Penicillin stammt ursprünglich aus einem Schimmelpilz. Überhaupt haben rund ein Viertel aller Arzneimittel einen pflanzlichen Ursprung. Ein weiteres Viertel stammt direkt oder indirekt von Tieren oder Mikroorganismen ab. Hinzu kommt, dass schätzungsweise erst 15 Prozent aller Arten überhaupt erst entdeckt wurden. Sind sie ausgerottet, bevor wir sie überhaupt kennen, geht ein enormes Potenzial für zukünftige Medikamente verloren.
Die jetzigen Antibiotika-Engpässe sind ein minimaler Vorgeschmack dessen, was drohen könnte, wenn die Welt beim Naturschutz versagt. Wir täten also gut daran, uns dafür zu interessieren.