Bahamas: Pretty in Pink

Vom Kapitänsschreck zum Barbie-Traum: Auf den rosa und weissen Sandstränden des Archipels tobt heute die jugendliche Fun-Fraktion herum und basteln Honeymooner am neuen Generationenvertrag.

So muss es sein, wenn Barbies träumen: Häuser, Vögel, Sand – alles rosa. Hier, zwischen Florida und Kuba, wo es nie kälter als 16 und nie heißer als 32 Grad wird und stets eine sanfte Brise weht, kann sogar der Atlantik nicht anders und glüht brav zweimal täglich in feurigem Pink. Ein Schauspiel, für das die spanischen Schiffer im 16. Jahrhundert kaum Augen gehabt haben dürften: „Baja mar“, flaches Wasser, nannten sie das Meer rings um die Bahamas und gaben dem 700 Insel-Archipel damit seinen Namen. Wer heute im Flugzeug aus dem Fenster blickt, weiß, wovon verzweifelte Kapitäne damals gesprochen haben: Noch weit vom Ufer entfernt, ragen die sandigen Spitzen einer regelrechten Unterwasserwüste aus dem Türkis.

Leben unter Wasser

Eine Wüste, die allerdings dicht besiedelt ist. Beim Gedanken an den gut gefüllten „Fish Bowl“ lecken sich Feinschmecker und Angler gleichermaßen die Lippen. Als Ernest Hemingway in „Der alte Mann und das Meer“ das Kräftemessen zwischen Mensch und Natur beschrieb, soll er an einen bahamanischen Blue Marlin gedacht haben. Tierfreunde gehen lieber mit Schnorchel oder Sauerstoffflasche auf die Pirsch: Auf vielen der insgesamt 30 touristisch erschlossenen Inseln gibt es ein breites Tauschschulangebot. Mutige können wie weiland James Bond Schiffswracks erkunden und sich unter Haie mischen. Kann nämlich gut sein, dass sie dabei auf Originalschauplätzen wandeln –„Feuerball“ und „Sag niemals nie“ wurden auf den Bahamas gedreht. Kindlichere Gemüter haben die Möglichkeit, einen anderen Star mal ganz aus der Nähe kennen zu lernen: Beim „Close Encounter with Dolphins“ darf man bis zum Bauch im Wasser stehend Flippers Verwandten die erstaunlich warme Flosse kraulen. Zum Abschied gibtÂ’s dann ein nasses Küsschen auf die Wange.

Rutsche ins Haibecken

Wer auch beim Wohnen nicht auf maritimes Flair verzichten will, sollte das der sagenhaften versunkenen Stadt nachempfundene Hotel Royal Towers at Atlantis in der Nähe von Nassau (Providence Island) probieren. Gut, Europäer mögen lachsfarbene Türmchen und rosa Mayatempel vielleicht nicht zu würdigen wissen, für Kinder ist der weitläufige Wasserpark aber mit Sicherheit ein Erlebnis. Highlight ist eine senkrechte Rutsche, die – scheinbar – in ein Haibecken mündet. Auch im Hotelinneren sorgen riesige Aquarien für Unterwasser-Feeling und in speziellen Schaubecken kann man betasten, was jeder Bahamas-Besucher zumindest einmal gekostet haben sollte: eine Conch. Die Meeresschnecke ist neben Maccaroni mit Käse das Nationalgericht auf den Bahamas und wird frittiert, als Suppe oder Salat gereicht. Das, erraten:rosa glänzende Conch-Gehäuse ist bei Touristen trotz Ausfuhrverbot nach wie vor ein beliebtes Souvenir.

Reich und Schön

Erlebnisurlaub mit Kindern ist aber nur eine Facette, die die Bahamas bieten. Seiner Nähe zu den USA verdankt der Archipel nämlich den Ruf als Treffpunkt der amerikanischen Jeunesse dor©e. Ein gutes Beispiel ist das kleine, aber feine Harbour Island: Dort residiert man in schicken Boutique-Hotels, etwa im Rock House, sonnt sich am – dank winziger Korallenstücke – rosa Strand oder fährt mit Golf-Cars zwischen den vielen, bunten Clapboard-Häusern herum. Deren Bauweise – sie sind meist aus Holz, stehen auf Stelzen und haben ein bewegliches Brett oberhalb des Fensters – mag zwar fragil wirken, hat sich aber bei Hurrikans immer wieder bewährt. Die Prime time beginnt auf Harbour Island aber erst nach Sonnenuntergang: Nach dem Dinner (ausgezeichnet im Romora Bay Club) treffen sich Reich und Schön in den zahlreichen, oft gut versteckten Discotheken. Warum die Bahamas gerade auf wohlhabende Menschen große Anziehungskraft ausüben, hat auch noch einen anderen Grund: Der Commonwealth-Staat ist ein Steuerparadies. Das Bank- und Finanzgeschäft ist nach dem Tourismus der zweitwichtigste Wirtschaftsfaktor.

Karneval zu Weihnachten

Wirtschaftlich interessant ist auch eine andere Spezialität: Wegen des Junkanoo, des bahamanischen Karnevals, sind rund um den ersten Jänner und den 26. Dezember auf Grand Bahama alle Hotels so gut wie ausgebucht: In Nassau und Freeport finden dann nämlich die großen Karnevalsparaden statt, bei der die verschiedenen Junkanoo-Familien um den ersten Preis für die beste Kostümierung wetteifern. Für die Touristen finden übrigens rund ums Jahr kleine Junkanoo-Events statt.

Wer sich weniger für Folklore, dafür aber mehr für Geschichte interessiert, hat die Wahl: sich entweder im Graycliff in Nassau bei edlem Wein und hauseigenen Zigarren die Piratenvergangenheit des Hotels schildern lassen oder aber einen Abstecher in den 16 Hektar großen Lucayan National Park auf Grand Bahama machen. In den dortigen Unterwasserhöhlen – der Nationalpark beherbergt eines der längsten, geschlossenen Systeme der Welt – pflegten die Lucayaner ihre Toten zu bestatten. Diese friedliebenden Indianer zählten zu den ersten, die von Südamerika aus den Archipel besiedelten. Zwischen dem achten und 14. Jahrhundert waren die Lucayaner immer wieder Angriffen der kriegerischen Kariben ausgesetzt. Um ihre Toten vor den kannibalischen Übergriffen ihrer Feinde zu schützen, „erfanden“ die Lucayaner die Unterwasser-Bestattung. Bis zu vier Minuten reichte ihnen der Atem. Ob es bei diesen abenteuerlichen Begräbnissen zu tödlichen Unfällen kam, ist nicht überliefert, Fakt aber ist, dass bei dem Versuch, die geheimnisvollen Höhleneingänge, genannt „blue holes“, zu erkunden, immer wieder Taucher zu Tode kommen. Die meis­ten „blue holes“, nämlich 400, gibt es übrigens auf der Insel Andros.

Ganz in Weiß

In den letzten Jahren hat ein neuer Trend auf den Bahamas Fuß gefasst: Immer mehr Leute kommen auf die Inseln, um hier zu heiraten. Und so verfügen viele der Hotels nicht nur über Honeymoon-Suiten, sondern auch über hauseigene Kapellen. Die man, wie US-Schönheit Cindy Crawford bewiesen hat, aber eigentlich gar nicht braucht: Sie hat vor drei Jahren am puderzucker-weißen Strand des exklusiven Ocean Club auf Providence Island ihr zweites „Yes“ gehaucht. Manchmal machen eben auch Barbies eine Ausnahme und träumen statt in Pink lieber ganz in Weiß.

Bahamarama

Anreise: Die Anreise auf die Bahamas erfolgt in der Regel über Miami. British Airways bietet täglich einen Flug über London an (ab/bis Wien bis 12. 12. 2003 ab 399 Euro), die Lufthansa über Frankfurt. Anschlusstickets nach Nassau gibt es über American Airlines (ab 109 Dollar). Fünfmal pro Woche fliegt British Airways direkt von London nach Nassau, wobei man aber beim Hinflug in London übernachten muss (ist für Business-Class-Passagiere gratis). Wegen des langen Fluges empfiehlt es sich, World Traveller Plus (British Airways) oder Business Class zu buchen. Ein Urlaub auf den Bahamas lässt sich auf Grund der geografischen Nähe übrigens sehr gut mit einem Aufenthalt in Miami und/oder Kuba kombinieren. Eine tägliche Verbindung Nassau-Kuba bieten Cubana Airlines.

Reisezeit: Die Inseln bieten sich das ganze Jahr über als Reiseziel an. Die Tagestemperaturen schwanken je nach Jahreszeit zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Kurze, aber heftige Regenschauer gibtÂ’s im Juni und August. Von Juni bis November herrscht auf den Bahamas wie in der gesamten südlichen Karibik Hurrikan-Gefahr. Am größten ist das Risiko von August bis Oktober. Hochsaison ist von Mitte Dezember (Zeit des Jan­kanoo-Karnevals) bis Mitte April.
Unterkunft: Die Bahamas sind kein Billigsdorferziel. Die oben angeführten Hotels (www.atlantis.com, www. rockhousebahamas.com, www.romorabay.com, http://graycliff.com, www.oneandonlyresorts.com), die allesamt in die vier bis fünf Sterne Kategorie fallen, können zum Großteil bei airtour austria (Tel: 01/523 46 30-17) gebucht werden. Zwei Wochen im Ocean Club (pro Person im Doppelzimmer) inklusive Flug gibtÂ’s bei airtour austria ab 3627 Euro (Economy) bzw. 4243 Euro (World Traveller Plus). Eine günstigere Variante sind die sogenannten Guesthouses (sehr einfache, meist familiär geführte Unterkünfte). Informationen erhält man bei dem für den gesamten deutschsprachigen Raum zuständigen Bahamas Tourist Office, Leipziger Straße 67d, 60487 Frankfurt/M. 0049/69/9708340
Sport, Aktivitäten: Eines der bekanntesten Tauchzentren auf den Bahamas ist Unexso (www.unexso.com) auf Grand Bahama. Hier werden auch Dolphin Experiences organisiert. Kajak-Touren durch Mangrovenwälder und Führungen durch den Lucayan National Park bieten die „Kayak Nature Tours“, ebenfalls auf Grand Bahama (www.bahamasvg.com/kayak.html). Ein Must für Naturfreunde sind Ausflüge zu den kleineren, touristisch weniger erschlossenen Inseln, wie etwa den Exuma Cays. Reiseführer-Tipp: „Bahamas“ von Polyglott

Restaurant-Tipp: Romorabay Club (www.romorabay.com) auf Harbour Island – unbedingt den Thunfisch in Pfefferkruste und Kirschen in Portwein probieren.

Gut zu wissen: Offizielles Zahlungsmittel der Bahamas ist der dem US-Dollar im Wert gleich gestellte Bahama Dollar, es werden aber beide Währungen akzeptiert.

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