Mineralwasser mit Uhudler-Aufguss

Neue alte Quellen. Das Burgenland erteilt Lektionen in Sachen Thermal- und Kurgeografie.

LEKTION 1: Hydrogeografie. Wo Wein wächst, kann auch Thermalwasser sein. Unter nahezu dem ganzen Burgenland hindurch zieht sich eine lange und ergiebige Thermenlinie: Das Wasser, das dort und da aus tausend und mehr Metern mit 40 Grad plus-minus sprudelt, ist reich an Magnesium, Natrium, Schwefel. Das bedeutet: Es entspannt nicht nur, es wirkt auch. Gegen alles Mögliche. Vier Stellen sind für den Austritt burgenländischen Grundwassers hinlänglich bekannt: Bad Tatzmannsdorf, Lutzmannsburg-Frankenau, Bad Sauerbrunn und Stegersbach. Das Wasser erscheint an den angegebenen Orten in gefasster Form: in Schwimmbecken, Außenbassins, Massagepools oder Trinkbechern und Flaschen.

LEKTION 2: Topografie. Thermengelände braucht Abwechslung. Bad Sauerbrunnn zapft sein Wasser in der Region Rosalia, also dort, wo das Nordburgenland südlicher, baumbestandener, an Metern höher und besonders reich an Ananas (Erdbeeren) und Musikfestivals (Wiesen) ist.

Die Sonnentherme Lutzmannsburg-Frankenau liegt in einer Ecke, die man heute gern "Sonnenland" nennt. Früher firmierte diese transalpine Region - transalpin, weil von Ödenburger oder Günser Gebirgen umzingelt - noch lapidar unter dem Begriff Mittelburgenland. Schneidbrettl-eben, quasi eine Eintrittskarte in die kleine ungarische Tiefebene. Der Radfahrer am Rotweinweg dankt's. Die Thermalbohrtrupp hat diesen Ort erst vor wenigen Jahren entdeckt, Weinkenner schon sehr viel früher.

Im Süden: Bad Tatzmannsdorf, der Kurklassiker unter den burgenländischen Thermen. Sanfte Hügel dominieren das Bild, Spazierwälder, die - wenn man sehr weit ostwärts wandert - sich in Weinberge verwandeln. Stegersbach befindet sich nur einen Steinwurf von der steirischen Grenze entfernt und kann seine landschaftliche Verwandtschaft nicht wirklich verhehlen. Kupierungen im Gelände rühren keineswegs nur von der größten Golfanlage Österreichs her.

Keine richtige Thermalwasserstelle, aber interessante Adresse: Im Kurhaus Marienkron in Mönchkirchen folgt man ganz der Kneipplehre.

LEKTION 3: Population. Thermen sind in der Regel ein anschauliches Abbild der Zwiebelform unserer Alterspyramide. Es gibt jedoch Ausnahmen: Lutzmannsburg verzeichnet ein deutlich erhöhtes Auftreten von Schwimmtieren. Immerhin gilt sie als Europas führende Baby- und Kleinkindertherme. Sonst gilt: Dass man nicht älter wird, sondern länger jung bleibt, daran arbeiten die Burgenländer mit unterschiedlichen Mitteln: Massagen, Wasserdampf, Anti-Aging-Behandlungen, Sport. Manchmal Mainstream, manchmal State-of-the-Art.

LEKTION 4: Humangeografie. Thermenarchitektur arbeitet mit viel Glas, hellem Holz, Klinker, Blau-Weiß. Regionale Einflüsse bleiben im Hintergrund. Das Baujahr lässt sich an der Existenz von Spezialsaunen, Ruhegrotten und coolen Designerlobbys ablesen. Burgenländische Thermen folgen dieser Regel.

LEKTION 5: Agrarwirtschaft. Wo Thermalwasser ist, da kann Wein wachsen. So schließt sich der Kreis.

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