[*] Tv-Kritik Full House (ORF1) Der Horror der Leere

N
icht oft, aber hin und wieder beneide ich Men schen, die ohne Fernseher leben. So wie jene Bekannte, die letztens von einem US-Aufenthalt (inkl. TV-Gerät) Erstaunliches berichtete: "Da gibt es Serien, in denen das Gelächter vom Band kommt. Das ist ja verrückt."

Aber bitter nötig. Selber Lächeln ist nämlich oft etwas viel verlangt. Dass die Macher von "Full House" das wissen, ist das Einzige, das man ihnen zugute halten kann. Ansonsten spricht alles gegen den Achtziger-Jahre-Kitsch, den der ORF für den frühen Morgen und Nachmittag zum x-ten Mal reanimiert hat: Drei Männer, vier Kinder, unzählige Hawaiihemden, Armdrücken als Lösung aller Probleme und immer ein Witz auf den Lippen (fürs Publikum vom Band) - nicht nur nüchtern ist das schwer zu ertragen. Dabei sind "ORF-am-Morgen"-Seher ziemlich hart im Nehmen: Wetterpanorama, Frisch Gekocht, altkluge Teenager in der Endlosschleife ("Dawson's Creek"), die Sätze sagen wie: "Wenn ich wütend bin, bin ich wütend. Wenn ich aufgeregt bin, bin ich aufgeregt. Das sind ganz legitime Gefühle." Aber: Wenn ich nicht kann, dann kann ich nicht - und muss offen zugeben: "Full House" hat mir meine Grenzen aufgezeigt. Biederkeit kombiniert mit Belanglosigkeit macht Angst: der reine horror vacui. Da schaut man besser nicht hin. Sonst träumt man noch schlecht - von irrem Konserven-Gelächter.

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