ÖBB: Polit-Gerangel um Spitzenjob

Rüdiger vorm Walde wird als ÖBB-Vorstand abgelöst. Wegen seiner Nachfolge herrscht bereits Geplänkel zwischen den Regierungsparteien.

WIEN. Rüdiger vorm Walde, ehemaliger ÖBB-Chef und nunmehriger Vorstand der ÖBB Personenverkehrs AG, muss die Bundesbahnen verlassen. Sein Vertrag, der bis Mitte 2006 gelaufen wäre, wird per Ende Juli dieses Jahres aufgelöst. Der Deutsche wird nach dem entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss, der am 18. Jänner erwartet wird, freilich mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt.

Vorm Walde, der seit seiner Bestellung zum ÖBB-Chef im August 2001 unter heftiger Kritik stand, soll zum Abschied vertragsgemäß 1,2 Mill. Euro erhalten. Insidern zufolge hatte der glücklose Manager einen Betrag von über 1,5 Mill. Euro gefordert. Vorm Waldes Demontage war bereits Ende des vergangenen Jahres heftig betrieben worden. Nachdem sich der Deutsche im Dezember für unbestimmte Zeit krank gemeldet hatte, soll ÖBB-Holding-Chef Martin Huber sowie Aufsichtsratspräsident Wolfgang Reithofer endgültig die Geduld gerissen sein. Verkehrsminister Hubert Gorbach verweigerte gestern jeden Kommentar zur geplanten Ablöse.

Insider werten dies als Indiz für einen schwarz-blauen Machtkampf, der hinter den Kulissen toben soll: Der FP-Minister soll über die Initiative von Reithofer und Huber (die beide der schwarzen Reichshälfte zugeordnet werden) nicht gerade erbaut sein. Zumal vorm Walde seinerzeit von FP-Verkehrsministerin Monika Forstinger zu den ÖBB geholt worden war.

Dementsprechend schwierig wird sich die Suche nach einem Nachfolger für den Deutschen gestalten. Die bisher als Fixstarterin gehandelte Wilhemine Goldmann, Vorstandsmitglied der Postbus AG, soll mittlerweile kaum noch Chancen auf den Job haben. Goldmann, die vom Aufsichtsrat der Personenverkehrs AG favorisiert wird, soll von Gorbach schlichtweg abgelehnt werden.

Doch für die Suche eines neuen Personenverkehrs-Vorstands bleibt ohnedies noch reichlich Zeit: Zwar ist der Aufsichtsrat der ÖBB-Tochtergesellschaft davon überzeugt, dass für die Nachbesetzung keine Ausschreibung notwendig ist, heißt es intern. Das Bundesbahngesetz legt allerdings im ¶ 54 Abs. 11 fest, dass nur dann von einer Ausschreibung Abstand genommen werden kann, wenn es sich um eine "erstmals zu besetzende Funktion" handelt. Was in diesem Fall nicht zutrifft.

Dennoch wurden gestern, Donnerstag, erste Namen für die Nachfolge vorm Waldes genannt. Gute Chancen soll etwa Josef Halbmayr haben. Der ehemalige Vorstand der Post AG soll einen guten Draht zu VP-Klubobmann Wilhelm Molterer haben. Für den ÖBB-Posten hat sich Halbmayr bereits im vergangenen Jahr beworben - den Job hatte dann aber Stefan Wehinger bekommen. Von FP-Seite wird aller Voraussicht nach Michael Gassauer ins Rennen geschickt. Der Telekom-Austria-Manager gilt als Gorbach-Vertrauter.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.