Interview: "AUA-Verluste kein Drama"

Rainer Wieltsch will Airline-Boss Vagn Sørensen halten.

wien. Die Spekulationen über die künftige Besetzung des AUA-Vorstands haben einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Jetzt ist AUA-Präsident Rainer Wieltsch um Kalmierung bemüht: "Ich würde mir wünschen, dass Vagn S¸rensen als AUA-Chef bleibt." Wie berichtet, läuft Sörensens Vertrag im September 2006 aus. Dennoch tauchten bereits Gerüchte über mögliche Nachfolger auf. Genannt wurden Siemens-Manager Alfred Ötsch (siehe nebenstehender Bericht) und ÖBB-Vorstand Ferdinand Schmidt. Wieltsch will eine Vertragsverlängerung von S¸rensen bis Jahresende entscheiden.

Wieltsch, der sich im "Presse"-Interview vehement gegen politische Einflussnahme bei Personalentscheidungen verwehrt, streut dem gesamten AUA-Vorstandstrio mit S¸rensen, Thomas Kleibl und Josef Burger Rosen: "Das Team hat sehr gute Arbeit geleistet." Man könne deshalb die AUA-Führung nicht bloß an einem negativen Quartalsverlauf beurteilen.

Die AUA ist im ersten Halbjahr 2005 tief in die roten Zahlen gerutscht und hat einen Nettoverlust von 79,1 Mill. Euro eingeflogen. Ausschlaggebend war der Winter, wo bei stark nachlassender Nachfrage die zuvor aufgestockten Kapazitäten nicht so rasch gestutzt werden konnten. Zudem gab es bereits nach dem ersten Quartal eine Gewinnwarnung - bereits die zweite innerhalb weniger Monate. Schon im November 2004 musste die Fluglinie die Ergebnisprognose nach unten revidieren. Zum jetzigen Zeitpunkt ist klar: Die AUA wird heuer Verluste schreiben - über die Höhe will Wieltsch aber keine Prognose abgeben.

Konkret wird er hingegen bei Aussagen über das laufende dritte Quartal: Aufgrund der Rekord-Auslastung von über 80 Prozent und der massiven Zuwächse bei den Passagier-Zahlen sollte es "sicher einen Gewinn geben."

Wieltsch sieht die AUA daher "nicht in einer Krise". "In den vergangenen Jahren hat die AUA regelmäßig Gewinne geschrieben. Ein Verlustjahr ist natürlich nie gut, aber auch kein Drama." Nachsatz: "2006 erwarte ich bei der AUA wieder Gewinne."

Der AUA-Präsident begründet seinen Optimismus mit den "Sanierungserfolgen der vergangenen Jahre." Seit dem Antritt von Sörensen & Co. im Oktober 2001 seien insgesamt mehr als 400 Mill. Euro eingespart worden, gut tausend Arbeitsplätze gestrichen und 800 Mill. Euro Schulden abgebaut worden. Neuerliche Personalkürzungen oder einen Gehaltsverzicht erachtet Wieltsch nicht für notwendig. "Aber es ist für den kommenden Winter extreme Flexibilität und Kreativität gefordert."

Für Wieltsch heißt das: Ausdünnen von Strecken, Verleasen von Flugzeugen inklusive Crew und verstärkte Teilzeitarbeit. Und: "Die AUA muss ihren Vorsprung in Osteuropa halten." Auch wenn das vierte Quartal erwartungsgemäß nicht gut ausfallen dürfte - für Wieltsch wäre das kein Grund, S¸rensen ziehen zu lassen.

Einmal mehr fordert Wieltsch, der zu Spekulationen über seine eigene Zukunft (ein Wechsel vom ÖIAG-Vorstand in den ÖIAG-Aufsichtsrat, Anm.) keine Stellungnahme abgeben möchte, eine "gemeinsame Kraftanstrengung" für die Luftfahrtdrehscheibe Wien. Da sei auch der Flughafen Wien gefordert. Der neue Abfertigungsvertrag bringe der AUA eine Erleichterung. Eine weitere Entlastung, die ebenfalls der AUA zugute komme, sollte es auch bei der Sicherheitsgebühr geben. Transferpassagiere sollen nur einmal Sicherheitsgebühr bezahlen. Dazu werden Vorschläge für Finanzminister Karl-Heinz Grasser erarbeitet.

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