ÖIAG: Peter Mitterbauer wird Präsident

Rochade. Miba-Chef und ehemaliger Industrie-Präsident soll Alfred Heinzel als oberster Privatisierer folgen.

Das allgemeine Rätselraten über den Nachfolger von Alfred Heinzel als Aufsichtsratspräsident der ÖIAG ist zu Ende. Der neue ÖIAG-Präsident heißt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Peter Mitterbauer. Wie der "Presse" aus Regierungskreisen bestätigt wurde, ist die Bestellung des 63-Jährigen zum obersten Aufseher der Privatisierungsholding bereits politisch akkordiert. Auch Mitterbauer habe bereits sein Einverständnis signalisiert, die Aufgabe zu übernehmen.

Mitterbauer selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Insidern zufolge wird er von Finanzminister Karl-Heinz Grasser als bestmöglicher Kandidat bezeichnet: Mitterbauer ist langjähriger Chef der oberösterreichischen Miba AG, einem Produzenten von Gleitlagern und Sinterformteilen für die Kfz-Industrie. Außerdem war der Oberösterreicher acht Jahre lang Präsident der Industriellenvereinigung. Mitterbauer habe somit langjährige, wertvolle Erfahrung in der Wirtschaft und in der Politik - ein nicht unwesentliches Asset für den künftigen ÖIAG-Präsidenten, wie es heißt.

Dass Mitterbauer überdies politisch klar zuordenbar ist (er gilt als VP-nahe und war seinerzeit Befürworter der schwarz-blauen Koalition) sowie stets als eloquenter Verfechter von Privatisierungen auftritt, habe natürlich auch nicht geschadet, heißt es. Positiv zu Buche schlägt auch seine Begeisterung für die Sozialpartnerschaft: Von 1990 bis 1996 war er Vizepräsident der oberösterreichischen Wirtschaftskammer. "Mitterbauer hat immer auf breiten, wirtschaftspolitischen Konsens Wert gelegt, er ist eine echte Integrationsfigur", heißt es in seinem Umfeld.

Er verfüge über hervorragende Kontakte zu ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch und Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel - was angesichts anstehender Privatisierungen von ÖIAG-Unternehmen sicherlich nicht von Schaden sei.

Der jetzige ÖIAG-Präsident Alfred Heinzel scheidet im April 2006 turnusmäßig aus dem Kontrollgremium aus. Allerdings gibt es seitens des Eigentümers - der Republik Österreich - den Wunsch, die Nachfolge noch in diesem Jahr zu regeln. Schon seit Monaten herrscht im Lande munteres Rätselraten über den künftigen ÖIAG-Präsidenten. Ursprünglich gute Karten gehabt haben soll der ehemalige Chef des Braukonzerns BBAG, Karl Büche. Mit den Ermittlungen der Finanzmarktaufsicht gegen ihn wegen des Verdachts des Insiderhandels ist die Variante Büche allerdings rasch schubladisiert worden. Selbst wenn Büche nichts angelastet werden könne, hieß es, sei die Causa dem Image eines ÖIAG-Präsidenten nicht dienlich.

Gerüchteweise im Gespräch waren Mercedes-Chef Jürgen Hubbert und Magna-Manager Siegfried Wolf - beide derzeit einfache ÖIAG-Aufsichtsratsmitglieder und bestens mit ÖIAG-Interna vertraut. Genannt wurde auch Albert Hochleitner, der soeben seinen Platz als Siemens-Österreich-Chef für Brigitte Ederer frei gemacht hat.

Mit der voraussichtlichen Kür von Peter Mitterbauer zum ÖIAG-Präsidenten fällt die Wahl auf einen "Self-made man": Der Oberösterreicher trat im Jahre 1969 in das von seinem Vater 1927 gegründete Familienunternehmen ein - damals eine Reparaturwerkstätte für Motoren. Heute ist die Miba AG ein international tätiger Konzern, der einen Umsatz in Höhe von rund 330 Mill. Euro erzielt und 2600 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen notiert an der Börse, wobei nach wie vor 76,92 Prozent im Eigentum der Familie stehen.

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