Japan: Fukushima-Betreiber nach Atomunfall verstaatlicht

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Die Aktionäre mehrerer Stromversorger sind für ein Festhalten an der Atomkraft. In der Bevölkerung regt sich Protest. Infolge der Katastrophe wurden zunächst alle 54 japanischen Atomreaktoren vom Netz genommen.

Tokio/ag.  Eineinviertel Jahre nach dem folgenschweren Atomunfall im japanischen Kraftwerk Fukushima wird der Betreiber Tepco nun verstaatlicht: Am Mittwoch stimmten die Aktionäre des finanziell angeschlagenen Energieversorgers einer umgerechnet gut zehn Milliarden schweren Kapitalspritze der japanischen Regierung zu. Diese übernimmt damit die Kontrolle über das Unternehmen, das infolge der Atomkatastrophe in extreme Schieflage geraten war. Der Jahresverlust belief sich auf 781 Milliarden Yen, das entspricht etwa 7,8 Milliarden Euro.

Ein Erdbeben und ein anschließender Tsunami hatten in mehreren Reaktoren des Kraftwerks Fukushima einen Super-GAU verursacht. In der Folge mussten zehntausende Menschen ihre Heimat verlassen. Es war die schwerste Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986. Die Gesamtkosten werden auf über 100 Mrd. Dollar geschätzt.
Bei einer Untersuchung im havarierten AKW wurden lebensgefährlich hohe Strahlenwerte gemessen. Der Abbau dieses Teils der Anlage könne nur mit Robotern erfolgen, teilte Tepco mit.

Bei am Mittwoch parallel abgehaltenen Versammlungen votierten die Aktionäre mehrerer Stromversorger dafür, die Atomkraft prinzipiell beizubehalten, auch wenn dies in der Bevölkerung zusehends auf Widerstand stößt.

Erste Reaktoren wieder ans Netz

Infolge der Katastrophe wurden zunächst alle 54 japanischen Atomreaktoren vom Netz genommen. Um Stromengpässe zu vermeiden, sollen in Kürze die ersten zwei Reaktoren des Ohi-Kraftwerks wieder hochgefahren werden. Vor dem Super-GAU von Fukushima bezog Japan 30 Prozent seiner Energie aus Atomkraft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2012)

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