Österreicher sind im Europavergleich am zufriedensten

(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka)
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Laut „Eyes on Europe“-Ranking sind die Österreicher zufriedener als die Schweizer und belegen beim Optimismus Platz vier.

Wien/Ks. Vielleicht liegt es ausgerechnet am Hang zum „Måtschkern“, der den Österreichern gern nachgesagt wird. Fakt ist, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben bei den Österreicher gleich in mehreren Studien gut abschneidet – im Gegensatz zur Zufriedenheit mit der Politik. Laut dem aktuellen „Eyes on Europe“-Ranking (Margetagent.com) sind die Österreicher nämlich die zufriedensten Europäer. 83 Prozent sind laut der Studie, die im zweiten Quartal 2012 durchgeführt wurde, sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben. Gefolgt von den Schweizern (81 Prozent) und den Deutschen (77 Prozent). Immerhin 81 Prozent der Österreicher sind mit der Lebensqualität hierzulande sehr oder eher zufrieden.

In Sachen Zukunftsoptimismus belegt Österreich Platz vier, nach der Schweiz, Deutschland und Frankreich. 37 Prozent der Österreicher sind in Hinblick auf ihre finanzielle Zukunft optimistisch. „Mit dieser Meinung sind die Österreicher im internationalen Vergleich auffallend zuversichtlich“, sagt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com. Mit den Lebenserhaltungskosten sind die Österreicher im europäischen Vergleich mit 31 Prozent allerdings wesentlich unzufriedener.

Eine Imas-Studie aus dem April macht ebenfalls deutlich: Die Österreicher sind mit der gesundheitlichen Versorgung (85 Prozent) und dem Lebensstandard (83) zufrieden, mit der Anständigkeit in Wirtschaft und Politik (17) allerdings weniger.

Freude darüber, dass wir traurig sind

„Es gibt eine klassische Trennung zwischen dem persönlichem Leben und Themen wie Politik und Wirtschaft“, meint Christina Strasser von Marketagent.com. Ähnlich sieht das der Soziologe Anselm Eder von der Universität Wien. Für ihn ist aber auch der Gedanke, dass sich die Österreicher nicht nur trotz, sondern auch wegen der Krise wohlfühlen, nicht ganz abwegig. „Wenn man sich Wirtshausgespräche oder Wienerlieder anhört wird deutlich: Es gibt eine Freude darüber, dass wir so traurig sind“, meint Eder. Für ihn hat der typische Wiener Grant zwar noch nicht ganz ausgedient, er gewinnt aber nostalgischen Wert. Das wiederum habe damit zu tun, dass Optimismus immer mehr zum Wirtschaftsfaktor wird. „Wenn alle Politiker andauernd über die Notwendigkeit von Optimismus reden, hat das seine Auswirkungen, auch aufs Private.“ Und noch eine Erklärung hat der Soziologe für die hohe Zufriedenheit. Krisen kommen hierzulande generell später an, weil wir dazu neigen, erst recht Geld auszugeben. „Es gilt noch immer: Verkauft's mein G'wand, i fahr in Himmel.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2012)

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