Assad: "Das Volk steht hinter mir"

Assad Volk steht hinter
Assad Volk steht hinter(c) REUTERS (SANA)
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Syriens Präsident ortet Unterstützung bei seinem Volk: "Warum bin ich sonst noch da?" Den Feind sieht er im Westen. Dieser wolle "einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen".

Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat sich in einem Interview überzeugt gegeben, dass ihn die Mehrheit seines Volkes unterstützt. Dabei zog er einen Vergleich mit dem Schah von Persien, der eine starke Armee gehabt habe. Trotzdem habe er dem Volksaufstand 1979 nicht widerstehen können. "Wenn ich in derselben Situation wäre, dass ich nicht das Volk hinter mir hätte, dann würde ich mich auch nicht halten können. Ich wäre gestürzt worden. Wie kommt es denn sonst, dass ich noch da bin?", fragte er.

"Schauen Sie sich die Lage an: Amerika ist mein Feind, der ganze Westen ist mein Feind, Länder der Region sind meine Feinde. Dank meines Volkes bin ich noch da ... Warum sollte ich die Menschen töten, die mich unterstützen?", fragte der Machthaber in der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", die das Interview in Teilen über mehrere Tage hinweg veröffentlichte. Alle, die mit seinem Sturz innerhalb kürzester Zeit gerechnet hätten, die hätten sich verrechnet, sagte Assad.

Westen "will Syrien zerschlagen"

Weiters sah der Präsident sein Land bedroht von der Feindseligkeit des Westens und der Türkei. "Das große Spiel gegen Syrien ist weit größer, als wir gedacht hatten. Das Ziel besteht darin, Syrien zu zerschlagen oder einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen", sagte Assad. Auch das Terrornetzwerk al-Qaida sei ihm nicht wohlgesonnen: "Wir führen einen Krieg gegen terroristische Gruppen, nicht gegen das Volk."

Hilfe in seiner Argumentation erhielt Assad am Donnerstag vom irakischen Außenminister Hoshyar Zebari. Der Irak habe sichere Informationen, dass Mitglieder des terroristischen al-Qaida-Netzwerkes vom Irak aus nach Syrien eingedrungen seien, um dort Anschläge zu verüben. Auch die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass zwei Selbstmordanschläge im Mai in Damaskus die Handschrift der al-Qaida tragen.

Waffenlieferungen?

Bei dem gewaltsamen Vorgehen der Führung gegen die Proteste oppositioneller Kräfte in Syrien sind nach Schätzung von Menschenrechtsgruppen und westlicher Politiker mehr als 15.000 Menschen getötet worden. Ein Plan des Syrien-Gesandten von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, sieht eine Übergangsregierung aus Vertretern der bisherigen Führung und der Opposition vor.

Da diese aber sehr zersplittert und uneinig ist, ist es schwer einzuschätzen, welche Gruppierungen an dem Aufstand gegen Assad in welchem Umfang beteiligt sind. Ebenso unklar sind die Wege, auf denen Waffen in das Land gelangen. Die Schweiz stoppte aus diesem Grund jegliche Waffenlieferungen an die Vereinigten Arabischen Emirate, weil dorthin verkaufte Handgranaten aus Schweizer Produktion in Syrien aufgetaucht waren.

Wikileaks: Zwei Millionen Syrien-Mails

Die Enthüllungsplattform Wikileaks von Julian Assange kündigte am Donnerstag an, zwei Millionen E-Mails über die Machthaber in Syrien veröffentlichen zu wollen. Es gehe um elektronische Post von Politikern, Ministerien und nachgeordneten Behörden aus dem Zeitraum von 2006 bis 2012. Wikileaks arbeite bei der Veröffentlichung mit internationalen Medienorganisationen zusammen.

"Das Material ist peinlich für Syrien, aber auch für seine Gegner", heißt es in einer Mitteilung von Wikileaks-Gründer Assange. Es sei nicht so sehr für Schuldzuweisungen geeignet, sondern dafür, den Konflikt zu verstehen.

(APA/Reuters)

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