Papua-Neuguinea: 29 Kannibalen vor Gericht

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29 Kannibalen stehen in Papua-Neuguinea vor Gericht. Sie sollen sieben Menschen getötet und gegessen haben, weil diese "Hexer" waren.

29 Mitglieder eines Kannibalismus-Kultes in Papua-Neuguinea sollen mindestens sieben Menschen getötet und teilweise verspeist haben. Die Angeklagten müssen sich nun vor Gericht wegen Mordes und Kannibalismus verantworten. Sie sollen Jagd auf Hexer gemacht haben und die Hirne der Getöteten sowie andere Organe gegessen haben, berichtet die lokale Zeitung "The National".

Der Kult mit über tausend im Urwald lebenden Anhängern soll brutal gegen wandernde Wunderheiler vorgehen, die angeblich zu viel für ihre Dienst verlangen. Laut "The National" soll auch Sex als Bezahlung üblich gewesen sein, was die Wut der Kult-Anhänger noch mehr gesteigert hätte.

"Es verstößt gegen unsere Tradition, dass ein Hexer Geschlechtsverkehr mit verheirateten Frauen oder minderjährigen Töchtern hat", sagte ein örtlicher Kult-Führer in der Provinz Madang. Deshalb hätten sich viele Dorfbewohner zusammengeschlossen, um die skrupellosen Wunderheiler hinter Gitter zu bringen. Doch diese seien in der Regel rasch wieder freigekommen und hätten einfach weitergemacht wie zuvor. Das habe bei vielen Wut ausgelöst, und sie hätten sich zur Gegenwehr entschlossen.

Rituale, um Jäger zu stärken

Den Angeklagten, darunter acht Frauen, wird vorgeworfen, sich ihrerseits von Hexern übernatürliche Unterstützung für die Jagd gesichert zu haben. Die Opfer sollen mit Buschmessern getötet worden sein. "Wir haben ihre Gehirne roh gegessen und Organe wie Leber, Herz und Penis entnommen", sagte einer der Angeklagten aus. Die Organe wurden den örtlichen Kult-Anführern übergeben, um daraus besondere Kräfte für die Jäger zu ziehen.

Seit 1971 ist die Ausübung schwarzer Magie in Papua-Neuguinea gesetzlich Verboten. Grund dafür ist der weit verbreitete Glaube an Hexerei. Ein örtlicher Experte erklärte gegenüber "The National", dass die Vorgehensweise der Kannibalen keinesfalls der Tradition ausgebildeter Hexen-Jäger entspricht. Aufgrund der jüngsten Angriffe auf Hexer gibt es Überlegungen, das Vorbot der schwarzen Magie wieder aufzuheben.

Die 29 Angeklagten waren vergangene Woche in dem Dorf Biamb festgenommen worden, doch rechnen die Behörden mit über tausend Kult-Mitgliedern. "Dies ist die Spitze des Eisbergs, und es muss mehr zur Aufklärung getan werden, um die Bewegung auszurotten", sagte Provinzgouverneur Anthony Wagambie "The National". Die Polizei allein könne das Problem nicht bewältigen. In Papua-Neuguinea, in dessen von Urwald bedeckten Bergen noch zahlreiche isolierte Völker leben, sorgen immer wieder Fälle von Hexen-Verfolgung und kultisch motiviertem Kannibalismus für Aufsehen.

(APA/AFP)

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