Kleinbetriebe: "Milliarden werden verbrannt"

In Klein- und Mittelbetrieben wird Konflikten nicht auf den Grund gegangen, so Experten.

wien. In österreichischen Klein- und Mittelunternehmen (KMU) sind Konflikte ein Tabuthema. Interne Reibereien werden in erster Linie als Störfall betrachtet, der schleunigst aus der Welt geschafft werden muss - ohne, dass den Ursachen auf den Grund gegangen wird. Das ist das Ergebnis der ersten repräsentativen Studie zu dem Thema im deutschsprachigen Raum. Das Forschungsprojekt der Uni Klagenfurt entstand im Auftrag des Wirtschaftsministeriums.

Für Studienautor Mario Patera ist das Ergebnis haarsträubend: "Es gibt in den KMUs offenbar kein Konfliktkosten-Bewusstsein", sagte er zur "Presse". "Da werden Milliarden verbrannt." Problematisch seien dabei weniger die Konflikte selbst, sondern vielmehr die vertane Chance, aus ihnen zu lernen. "Sie bieten Chancen für die Weiterentwicklung des Unternehmens", heißt es in der Studie.

Um Konflikte so rasch wie möglich zu beseitigen, würden vorschnell Maßnahmen gesetzt, die dem Unternehmen letztlich wirtschaftlich schaden würden. "Interne Konflikte werden meist personalisiert", so Patera. Dass es möglicherweise auch strukturelle Probleme gebe, werde nicht berücksichtigt. Die Konsequenz laute daher meist: Der "streitbare" Mitarbeiter wird verabschiedet.

Damit werde aber in den seltensten Fällen das Problem an den Wurzeln gepackt. Außerdem würden die Folgekosten außer Acht gelassen: "Die wirtschaftlichen Folgen etwa durch den Wegfall bisheriger Kunden oder die Einarbeitung neuer Mitarbeiter werden deutlich geringere Bedeutung beigemessen", heißt es in er Studie.

Jedenfalls haben nur fünf Prozent der befragten 980 KMU angeben, in Konfliktfällen einen Wirtschaftsmediator beigezogen zu haben. Eine Maßnahme, die in den USA schon längst gang und gäbe ist. Nicht so in Österreich: Für ein Drittel der befragten Firmen kommt externe Konfliktberatung prinzipiell nicht in Frage. Patera: "Grundsätzlich gilt in Österreich, dass interne Konflikte vom Management bereinigt werden müssen. Externe Unterstützung zu holen, wird als Scheitern der Management-Kompetenz gesehen."

Die Zahl der wahrgenommenen internen Konflikte nimmt mit steigender Unternehmensgröße zu. Patera: "Große Unternehmen haben eine ganz andere Konfliktkultur. Das erkennt man allein schon daran, dass sie meist über eigene Rechtsabteilungen verfügen."

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