EVN: Neuer Chef bringt wenig Neues

Vom neuen Chef des Energieversorgers EVN, Burkhard Hofer, sind keine großen Veränderungen zu erwarten: Er ist voll auf Linie seines Vorgängers Rudolf Gruber.

Wien. Der neue Chef des niederösterreichischen Energieversorgers EVN heißt Burkhard Hofer. Der 60-Jährige wurde gestern, Montag, vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zum Nachfolger des langjährigen Generaldirektors Rudolf Gruber bestellt. Gruber (71) hatte sein Vorstandsmandat im vergangenen Jänner zurückgelegt und wechselte an die Spitze des EVN-Aufsichtsrates.

Hofer ist seit 25 Jahren in der EVN tätig. Wohl war er zuletzt als möglicher Gruber-Nachfolger gehandelt worden, seine gestrige Kür kam dennoch für viele in der Branche als Überraschung: Insider hatten dem EVN-Vorstandsmitglied Peter Layr beste Chancen für den Vorstandsvorsitz bescheinigt. Dass es nun doch Hofer wurde, sei ein Indiz dafür, dass in dem Unternehmen weitestgehende Kontinuität gewahrt werden soll, heißt es in der Branche.

Weniger schmeichelhaft ausgedrückt: Mit der Ernennung Hofers bleibt Rudolf Gruber weiterhin ein mächtiger Mann in dem börsenotierten Energieversorger. Gruber hatte sich auch anlässlich seines Abschieds dafür ausgesprochen, dass der vakante Posten intern nachbesetzt wird.

Hofer leitete bisher die Hauptabteilung für Rechtsangelegenheiten, Beteiligungs- und Projektkoordination in der EVN. Er gilt als hundertprozentig treuer Gruber-Gefolgsmann. Ein ranghoher Mitarbeiter eines Stromunternehmens bezeichnete ihn gestern im Gespräch mit der "Presse" auch als "Grubers Mann fürs Grobe". Gerne wird er auch als "Außenminister des Rudolf Gruber" tituliert: Wo immer es in den vergangenen Jahren galt, die Interessen der EVN bestmöglich zu vertreten, schickte Gruber seinen Vertrauten Hofer vor. So wurde Hofer für die EVN in den Aufsichtsrat der Verbundgesellschaft entsandt - ein heikler Job, da die Beziehungen zwischen Verbund und EVN nicht gerade friktionsfrei sind. Vor allem seitdem die EVN Anteile am Verbund erwarb: Derzeit sind die Niederösterreicher zu zehn Prozent an Österreichs größtem Stromproduzenten beteiligt, was der Verbund nie goutierte: Die EVN wurde stets als "Feind im Bett" betrachtet.

Angespannt ist das Verhältnis beider Unternehmen auch wegen der seit drei Jahren laufenden Verhandlungen über die Österreichische Stromlösung (ÖSL). Die EVN ist an dem Zusammenschluss mit dem Verbund und Energieversorgern aus Wien, Oberösterreich und dem Burgenland überaus interessiert, der Verbund möchte neuerdings lieber alleine bleiben. Auch hier verhandelt Hofer namens der EVN.

Ein ÖSL-Verhandler zu "Presse": "Hofer ist der ÖSL-Befürworter schlechthin. Ohne ihn wären die Verhandlungen sicher schon lange gescheitert. Er ist die treibende Kraft bei den Gesprächen." Das beschreibt den Juristen recht trefflich: Hofer gilt als zielstrebig und hartnäckig - und als begnadeter Verhandler: "Ich habe Hofer schon bei neunstündigen ÖSL-Diskussionen erlebt", erzählt ein Sitzungsteilnehmer, "er hat ein unglaubliches Durchhaltevermögen. Er ist hart beim Verhandeln, aber nie ausfällig." Der neue EVN-Chef wird generell als ausgesprochen geradlinig beschrieben - allerdings scheint Kompromissfähigkeit nicht seine große Stärke zu sein. Hofer wird allgemein als "EVN-Mann durch und durch" bezeichnet. Offenbar weiß auch die Graue Eminenz Rudolf Gruber seine Loyalität zu schätzen: Hofers Avancement zum Vorstandssprecher - er wurde für fünf Jahre bestellt - gilt einerseits als "Belohnung" für geleistete Dienste.

Andererseits soll seine Bestellung aber auch ganz offensichtlich sicherstellen, dass im Unternehmen (fast) alles beim Alten bleibt. Ein Branchenvertreter meinte gestern einigermaßen süffisant: "Ich bin schon gespannt, wie Hofer die Emanzipation vom Übervater Gruber gelingt."

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