Stromlösung: Stunde der Wahrheit

E-Wirtschaft. Der Verbund-Aufsichtsrat soll den Kauf der Großkundenfirma APC absegnen. Die wurde einst verkauft, um die EU-Auflagen für die Stromlösung zu erfüllen.

wien. Am kommenden Montag wird es spannend. Die 15 Aufsichtsratsmitglieder der Verbundgesellschaft werden in der Konzernzentrale zu einer Sitzung zusammentreffen. Fünf Tagesordnungspunkte wird das Gremium abhandeln - wobei ein anstehender Beschluss besonders brisant ist: Er könnte die seit Jahren verhandelte "Österreichische Stromlösung" (ÖSL) - eine Vertriebsehe zwischen Verbund und Energieversorgern aus Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und dem Burgenland - endgültig zu Fall bringen.

Es geht um den Rückkauf der Verbund-Großkundentochter APC. Das Unternehmen war erst im April 2004 um 8,4 Mill. Euro an die slowenische Istrabenz verkauft worden. Der Verbund hatte damals keine andere Wahl: Die EU-Kommission hatte den APC-Verkauf zur Bedingung für die Genehmigung der ÖSL gemacht. Und in Österreich machte die Regierung ordentlich Druck für das Zustandekommen der ÖSL.

Anfang dieses Jahres hat Verbund-Chef Hans Haider seine Unlust bekundet, bei der ÖSL mitzumachen - sie biete zu wenig Synergieeffekte und sei nicht gerade wettbewerbsfördernd. Seitdem wird zwar weiterverhandelt - vor allem, weil die niederösterreichische EVN auf der ÖSL beharrt - doch bislang ohne Ergebnis.

Unterdessen hat sich der Verbund mit der Istrabenz über einen Rückkauf der APC geeinigt. Nachdem der Verbund im vergangenen Sommer ins Endkunden-Geschäft eingestiegen ist, ist die einstige Tochtergesellschaft strategisch von größtem Interesse - sie würde dem Verbund mit einem Schlag den Einstieg in den lukrativen Großkundenbereich ermöglichen. Von den Kartellbehörden gibt es bereits grünes Licht für die Übernahme. Jetzt fehlt nur mehr der Segen des Verbund-Aufsichtsrates.

Dass dieser auch erteilt wird, kann aber keineswegs als ausgemachte Sache gesehen werden. Schließlich ist allen Beteiligten klar, dass ein APC-Rückkauf durch den Verbund weitere ÖSL-Verhandlungen obsolet machen würde. Unlängst hat etwa der Chef der Energie AG Oberösterreich, Leopold Windtner, gewarnt, dass die Stromlösung bei einem APC-Rückkauf nicht mehr möglich sei. Für eine "abgespeckte" ÖSL-Variante (wie es der Verbund als Kompromiss schon angeboten hat), stehe er nicht zur Verfügung.

Pikanterweise sitzt EVN-Chef Burkhard Hofer - ein glühender Verfechter der ÖSL - im Aufsichtsrat der Verbundgesellschaft. Insider gehen allerdings davon aus, dass er sich bei der Abstimmung über den APC-Kauf wegen Befangenheit der Stimme enthalten wird.

Bleibt also der Vertreter des Eigentümers - die Republik hält 51 Prozent am Verbund. Michael Losch sitzt für das Wirtschaftsministerium im Aufsichtsrat. An seinem Stimmverhalten am kommenden Montag werde sich weisen, so Beobachter, ob sich Minister Martin Bartenstein ebenfalls bereits von der ÖSL verabschiedet hat.

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