Märk-Abberufung beschäftigt schon bald das Parlament

Elmar Märk
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Die ÖVP will Hintergründe und rechtliche Grundlagen der Abberufung des designierten PH-Rektors Märk durch die Unterrichtsministerin untersuchen.

Wien. Ruhe wird in Sachen Lehrerbildung noch länger nicht einkehren. Im Gegenteil: Die Abberufung des designierten Rektors der Pädagogischen Hochschule (PH) Tirol wird im Spätsommer auch das Parlament beschäftigen. Voraussichtlich bei der nächsten Nationalratssitzung wird die schwarze Wissenschaftssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager eine parlamentarische Anfrage an Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) richten. Das teilte Cortolezis-Schlager der „Presse“ mit.

Dabei sollen nicht nur Gründe für die Abberufung genauer untersucht, sondern soll auch die rechtliche Basis dieser überprüft werden. Die Abberufung gilt als sehr umstritten. Zumal der Auslöser dafür ein Interview Elmar Märks mit der Austria Presse Agentur gewesen ist. Entgegen den Plänen Schmieds – die PH zu pädagogischen Unis aufzuwerten – sprach er sich für eine Zukunft der Lehrerbildung an den Universitäten aus. Als eine „massive Störung des Vertrauensverhältnisses“ bezeichnete das die Ministerin – und enthob Elmar Märk seiner Funktion, noch bevor er diese ausüben konnte.

Angesichts dieser Vorgehensweise stelle sich die Frage, nach welchen Kriterien Märk für den Posten ausgewählt wurde, sagt Cortolezis-Schlager. Nachdem offensichtlich eine Meinungsverschiedenheit der Grund für seine Abberufung war, sei zu befürchten, dass für seine Anstellung nicht seine Qualifikation, sondern die Zustimmung zu den Plänen Schmieds ausschlaggebend gewesen ist, sagt Cortolezis-Schlager. Nachdem heuer nicht nur an der PH Tirol ein Führungswechsel ansteht, sei es besonders entscheidend, die Hintergründe der Bestellungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Für die Reform der Lehrerausbildung ist die Auseinandersetzung ein herber Rückschlag. Zwar sind Unterrichts- und Wissenschaftsministerium in der Frage, welche Institution federführend in Sachen Lehrerbildung sein soll, schon lange uneins. Man konnte sich aber bisher zumindest darauf verständigen, die Frage weiter offenzuhalten. Regional sollten unterschiedliche Modelle möglich sein, so bisher die allgemeine Sprachregelung. Dass Schmied weiter „vehement versucht, ihre Idee durchzusetzen“, ärgert nun die ÖVP.

ÖVP will Kontrolle über die PH

Genährt wird dadurch nicht zuletzt die Debatte um die Ressortzuständigkeit für die PH. Schon bei den vergangenen Koalitionsverhandlungen im Jahr 2008 hat die ÖVP versucht, die pädagogischen Hochschulen ins Wissenschaftsministerium zu holen. Erfolglos. Das soll sich ändern: „Die Hochschulen gehören zusammengeführt“, sagt Cortolezis-Schlager. Auch im Umfeld von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hegt man diesen Wunsch. Er hätte in der Frage, wie (und an welcher Institution) die Lehrerbildung künftig organisiert sein soll, plötzlich freie Fahrt. Vor der Wahl 2013 ist die Übersiedlung der PH ins Wissenschaftsministerium freilich unrealistisch, heißt es auch aus der ÖVP. In den Verhandlungen einer neuerlichen rot-schwarzen Koalition – so es zu solchen kommt – könnte das Thema aber eine Rolle spielen.

Übrigens: Diese Meinung vertrat die ÖVP nicht immer. Im Jahr 1999, als Elisabeth Gehrer (ÖVP) als Unterrichtsministerin fungierte und ihr Caspar Einem (SPÖ) als Wissenschaftsminister gegenübersaß, hörte sich das so an: „Es gibt keinen automatischen Anspruch, dass alle Hochschulen beim Wissenschaftsministerium sind.“ Außerdem: „Es hat sich bewährt, dass das Unterrichtsministerium als Abnehmer der Lehrer auch für diesen Teil der Lehrerausbildung zuständig ist“, sagte Gehrer damals.

Im Jahr 2000 wurden Unterrichts- und Wissenschaftsministerium zum Bildungsministerium fusioniert. Mit Gehrer an der Spitze war weiter die ÖVP für die PH zuständig. Damit war 2006 Schluss. Das Bildungsministerium war Geschichte. Mit Johannes Hahn übernahm die ÖVP das Wissenschaftsministerium, Claudia Schmied leitet das Unterrichtsministerium.

Im Kampf um die PH argumentiert Schmied nun ähnlich wie ihre Vorgängerin. „Die Verbindung Ministerium und PH ist zentral, um sicherzustellen, dass die Innovationen auch im Klassenzimmer ankommen“, sagt Schmied.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2012)

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