Die Griechenland-Hilfsgelder könnten nie zurückkommen? Welch Überraschung.
Langsam wird es eng. Als die Griechenland-Krise noch klein war und ein baldiges Ende der Misere noch nicht völlig ausgeschlossen schien, da hatte Maria Fekters Argumentation zumindest oberflächlich noch Sinn. Ein „gutes Geschäft“ seien die Griechenland-Hilfen für Österreich, sagte die Finanzministerin damals im Parlament. Ein „gutes Geschäft“, weil die Kredite ja zurückgezahlt würden. Mit Zinsen! Wer würde sich nicht um dieses Investment reißen?
Nun: Der Markt hat sich bestimmt nicht darum gerissen, sonst wäre Griechenland nie in die missliche Lage gekommen, sich auf diesem Markt nicht mehr finanzieren zu können. So ist dieser Auftritt der Finanzministerin fast sinnbildlich für das Verhältnis „Politik zu Markt zu Bürgern“ zu verstehen. Die Politikerin stellt sich über den Markt, erklärt Geldverbrennen zum „guten Geschäft“, und die Bürger glauben es auch noch – weil Märkte ja per se böse sind und Politiker gut – richtig?
Falsch. Dieser Glaube bröckelt. Und mit jedem Tag, an dem die Euro-Schulden-Wirtschafts-Krise nicht gelöst wird, bröckelt er ein bisschen weiter. Am Anfang waren es nur manche Ökonomen. Dann waren es mehr Ökonomen. Später die ersten Bürger. Und seit die Rechtspopulisten auf den Euroskepsis-Zug aufgesprungen sind, ist es allerhöchste Eisenbahn. 2013 sind Wahlen in Deutschland und Österreich. Und Griechenland wird seine Schulden bis dahin eher nicht zurückgezahlt haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2012)