Die Griechen zeigen sich zuversichtlich, dass sie die nächste Tranche der Hilfszahlungen erhalten werden. Die Eurozone entscheidet am 8. Oktober.
riechenland rechnet fest mit der nächsten Tranche internationaler Finanzhilfen Mitte September - unmittelbar nach dem Bericht der Troika aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Union und Europäischer Zentralbank. Die Experten würden Anfang September in Athen zurückerwartet und Mitte des Monats ihren Bericht über die Fortschritte Griechenlands bei der Bekämpfung der Schuldenkrise abschließen, sagte Vize-Finanzminister Christos Staikouras am Donnerstag. Er erwarte, dass der Bericht positiv ausfalle und die nächste Hilfstranche dann ausgezahlt werde. Die Liquiditätslücke in diesem Monat will die Regierung mit der Ausgabe von Geldmarktpapieren im Volumen von zusätzlich vier Milliarden Euro schließen.
Die Finanzminister der Eurozone werden nach derzeitigem Zeitplan wohl am 8. Oktober über weitere Finanzhilfe für Griechenland beraten. Das bestätigte ein EU-Diplomat am Donnerstag in Brüssel. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über den Termin berichtet. Die Auszahlung der nächsten Tranche in Höhe von 31,2 Milliarden Euro war ursprünglich für den August vorgesehen.
40000 Beamte freisetzen
Zu den Sparplänen der griechische Regierung gehört auch, dass bis zu 40.000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen werden sollen. Das sagten mehrere Regierungsvertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Auch Zehntausende Zeitarbeiter sollen gehen. "Durch diese Maßnahme wird es keine drastischen und raschen Einsparungen geben, aber es wird die Glaubwürdigkeit in all unsere Reformanstrengungen stärken", sagte ein Regierungsvertreter. Der Plan der sozialistischen Vorgängerregierung hatte vergangenes Jahr vorgesehen, schrittweise 30.000 der 700.000 Staatsbediensteten loszuwerden. Sie sollten ein Jahr lang 40 Prozent ihres Gehaltes weiter beziehen und danach entlassen werden. Tatsächlich gingen aber nur 6500, vorwiegend in den Ruhestand.
Für Löhne, Vorsorgeleistungen und Pensionen wendet der Staat etwa zwei Drittel seiner Ausgaben von 82 Milliarden Euro im Jahr auf, Zinszahlungen nicht mitgerechnet. Er muss 11,5 Milliarden Euro sparen. Andernfalls könnten die internationalen Geldgeber keine Hilfen mehr überwiesen, womit dem Land die Pleite drohen würde.
Industrie gibt Hoffnung
Erstmals gibt es auch für die am Boden liegende griechische Wirtschaft einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Produktion lag im Juni nach über drei Jahren stetigen Schrumpfens erstmals wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Unternehmen stellten 0,3 Prozent mehr her als im Vorjahresmonat, teilte das Statistikamt Elstat am Donnerstag in Athen mit. Im Mai hatte es noch ein Minus von 2,8 Prozent gegeben, im ersten Halbjahr sogar von 4,8 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit 4,0 Prozent den zweiten Anstieg in Folge.
Das Tempo dürfte aber kaum ausreichen, um für eine Trendwende am Arbeitsmarkt zu sorgen. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf ein Rekordhoch von 23,1 Prozent nach 22,6 Prozent im April. Sie ist damit mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt der Euro-Zone.
Die Industrie steuert etwa 15 Prozent zur Wirtschaftsleistung Griechenlands bei. Das in einer schweren Rezession steckende Euro-Land lebt vor allem von Dienstleistungsbranchen wie dem Tourismus. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2012 das fünfte Jahr in Folge schrumpfen. Die Denkfabrik IOBE sagt ein Minus von 6,7 Prozent voraus.
(APA/Reuters)