Erdbeben im Iran: Angst vor Seuchen

Notdürftige Versorgung der Obdachlosen nach dem Erdbeben im Iran
Notdürftige Versorgung der Obdachlosen nach dem Erdbeben im Iran(c) EPA (ABEDIN TAHERKENAREH)
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Etwa 600 Dörfer sind von den beiden Erdbeben betroffen. Mehr als 300 Tote wurden bisher geborgen. Der Papst und die USA kondolierten.

Erdbeben gibt es im Iran fast jede Woche, aber dieses Mal war es verheerend: Nach zwei schweren Beben im Nordwesten des Landes sind 306 Menschen tot geborgen worden. Mehr als 3000 Menschen seien verletzt, erklärte  Gesundheitsministerin Marsieh Wahid Dastdscherdi am Montag. Die Suche nach Überlebenden wurde am Sonntag eingestellt.

In der Provinz Aserbaidschan wurden am Samstag mehr als 600 Dörfer von den Beben erschüttert. Nach Angaben der Regierung wurde die Hälfte davon zu 40 bis 100 Prozent zerstört. US-Geologen maßen Stärken von 6,3 und 6,4. Der für das Krisenmanagement zuständige Vize-Innenminister Hassan Ghadami sagte vor den Abgeordneten, die meisten Menschen seien in den ersten Stunden nach den Beben aufgrund "der Masse an schlammigem Geröll" und der "alten Häuserstruktur" ums Leben gekommen.

Helfer kritisierten die ungenügende medizinische Versorgung der Region. Angesichts fehlender sanitärer Einrichtungen für die obdachlos gewordenen Überlebenden und der vielen Tierkadaver warnte der Chef der Rettungsdienste, Gholamresa Masumi, am Montag vor einem möglichen Ausbruch ansteckender Krankheiten.

Papst Benedikt XVI. rief die Weltgemeinschaft zur Hilfe und zur Solidarität für die vom Erdbeben betroffenen Menschen auf. Das Weiße Haus bot seine Unterstützung an. "Das amerikanische Volk spricht dem iranischen Volk sein zutiefst empfundenes Beileid aus", hieß es in einer schriftlichen Erklärung von Sprecher Jay Carney. "Unsere Gedanken gelten den Angehörigen jener, die ihr Leben verloren haben, und wir wünschen den Verletzten eine rasche Genesung. Wir stehen bereit, in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu leisten."

Irans Innenminister Mohammad Najjar sagte der Erdbebenregion weitere Hilfen zu, insbesondere im Hinblick auf den kommenden Winter. In den Wintermonaten können die Temperaturen in der Gegend auf bis zu 20 Grad Celsius unter den Gefrierpunkt sinken.

Stabile Häuser oft nicht leistbar

In iranischen Städten und auch Kleinstädten sind die Häuser einigermaßen solide gebaut. In Dörfern hingegen kann sogar ein schwaches Beben zahlreiche Menschenleben kosten. Die Bewohner können sich oft keine stabilen Häuser leisten, weil sie fast alle unterhalb der Armutsgrenze leben. "Viele Menschen hätten vielleicht gerettet werden können, wenn es hier zumindest kleine Kliniken gegeben hätte", sagte ein Helfer des Roten Halbmonds, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Da Ärzte und Krankenhäuser fehlten, hat der Rote Halbmond im Krisengebiet mobile Krankenhäuser aufgebaut. "Viele hat das gerettet, für viele kam es aber zu spät - und das ist sehr traurig", so der Helfer des Roten Halbmonds. Die Nachrichtenagentur Isna berichtete, am Sonntag habe eine Frau in einem der mobilen Krankenhäuser ein gesundes Kind zur Welt gebracht.

Der Iran gehört zu einer der geologisch unruhigsten Erdbebenzonen der Welt. Die Erdkruste besteht aus rund 20 größeren Platten, die auf dem zähflüssigen Material des Erdmantels "schwimmen". Infolge dieser Bewegungen der Platten kommt es nicht nur zu Erdbeben oder Vulkanausbrüchen, die Verformung der Erdkruste führt auch zur Bildung von Faltengebirgen.

Platten prallen frontal aufeinander

In Südwestasien schiebt die Arabische die Iranische Platte mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Zentimetern im Jahr gegen die Eurasische Platte. Über Jahre hinweg werden so Spannungen aufgebaut, die sich in Erbeben entladen. Im Iran werden die Platten nicht untereinander geschoben, wie zum Beispiel oft bei den Erdbewegungen rund um den Pazifik, sondern sie prallen frontal aufeinander. Deswegen handelt es sich bei den meisten Erdstößen in Südwestasien oft um besonders schwere Kompressionsbeben.

Im Iran ereignen sich die meisten Erdbeben am Südwestrand des erdgeschichtlich jungen Sagrosgebirges von der Grenze zum Irak bis zum Persischen Golf. Besonders gefährdet sind auch die Elburs-Berge an der Südküste des Kaspischen Meeres sowie ein Landstreifen, der sich von der Meerenge von Hormus nordwärts in die gebirgige Region rund um die Städte Bam und Kerman erstreckt.

(APA/dpa/AFP)

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