Die Hersteller haben die CO2-Einsparung durch den Agrartreibstoff bereits fix in ihre Reduktionsziele eingerechnet.
Wien/Jaz. Aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Weltmarktpreise für Getreide ist der umstrittene Biosprit E10, den Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) im Herbst auch hierzulande einführen will, vor allem in Deutschland ins Schussfeld der Kritik geraten. Unterstützung erhält der Agrartreibstoff nun von unerwarteter Seite: von den Autoherstellern. So sagte der Präsident des Verbandes der internationalen Fahrzeughersteller Volker Lange: „Die Forderung nach einem Verkaufsstopp für E10 ist reine Symbolpolitik.“ Die weltweite Ernährungssituation würde sich dadurch nicht verbessern.
Grund für die Schützenhilfe der Autohersteller sind die verpflichtenden COnx:tief>2-Einsparungsziele der EU für die Konzerne. Demnach dürfen Neuwagen ab 2015 nur noch 130 Gramm Kohlendioxid je gefahrenem Kilometer ausstoßen, ab 2020 soll dieser Wert sogar auf 95 Gramm fallen. Die Hersteller haben durch hartnäckiges Lobbying jedoch erreicht, dass nicht das gesamte Ausmaß der Reduktion durch aufwendige – und somit teure – technische Änderungen in den Motoren erreicht werden muss, sondern ein Teil auch durch den Einsatz von Biotreibstoff. Dieser emittiert beim Verbrennen zwar genauso COnx:tief>2, da dieses von den Pflanzen zuvor jedoch aus der Atmosphäre geholt wurde, sind diese Emissionennx:tief>klimaneutral.
Sollte E10 anders als bisher erwartet nicht zum europaweiten Standard werden, dann würde dies für die Autohersteller bedeuten, dass sie entweder die Entwicklung sparsamerer Motoren noch schneller vorantreiben oder Strafzahlungen nach Brüssel in Kauf nehmen müssen. Beides dürfte hohe Millionenbeträge ausmachen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2012)