FMA brummt Kovats Rekordstrafe auf

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Der einstige Konzernboss Mirko Kovats und seine Vorstandskollegen müssen 330.000 Euro wegen mangelnder und irreführender Information der Aktionäre zahlen.

Wien. Am 20. Oktober 2010 schlitterte der von Mirko Kovats aufgebaute Mischkonzern A-Tec in die Insolvenz – nach Konsum und Maculan war es die drittgrößte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Nur einen Tag später nahm die Finanzmarktaufsicht (FMA) Ermittlungen auf und nahm die Informationspolitik des börsenotierten Konzerns aufs Korn. Jetzt, nach eineinhalb Jahren, ist das Ergebnis in Form einer saftigen Strafe da. Kovats und seine ehemaligen Vorstandskollegen Christian Schmidt und Franz Fehringer müssen in Summe 330.000 Euro für Verstöße gegen die Veröffentlichungspflichten zahlen, davon allein Kovats 180.000 Euro.

Nach Ansicht der Finanzpolizei hat Kovats einerseits über eine geplante Anleihe zu spät informiert und andererseits durch irreführende Angaben zu angeblichen Großaufträgen bei der A-Tec-Sparte AE&E den Markt manipuliert.

Ein Blick zurück: Im Frühsommer 2010 bemühte sich die A-Tec wochenlang vergeblich um die Emission einer Anleihe („Die Presse“ berichtete mehrmals exklusiv). Damit sollte ein im November 2010 fälliger Bond refinanziert werden. Am 25. Juni 2010 wurde in einer Ad-hoc-Meldung sogar die Zeichnungsfrist für die neue Anleihe angekündigt. Die Nachfrage war jedoch so gering, dass Kovats den Plan fallen lassen musste. Die Aktionäre erfuhren dies aus Medienberichten, eine Ad-hoc-Meldung gab es nicht. Die gab es auch nicht bei einem zweiten Versuch, der im Frühherbst fehlschlug.

Am 5. Oktober – zwei Wochen vor der Insolvenz – kam aber die Information, dass die AE&E Großaufträge über rund eine Mrd. Euro erwarte. Aus Sicht der FMA muss dem Vorstand schon klar gewesen sein, dass die Finanzierung, etwa in Form von Bankgarantien, fehlte. Deshalb wirft die FMA der damaligen Konzernspitze auch vor, (Insider-)Informationen nicht weitergegeben zu haben.

Für zwei verspätete Ad-hoc-Meldungen zur geplanten Anleihe fassen Kovats 80.000 Euro und Schmidt 50.000 Euro Geldstrafe aus. Für die Marktmanipulation durch irreführende Angaben zu Großaufträgen erhält Kovats 100.000 Euro Geldstrafe, Schmidt 60.000 Euro und Fehringer (er war Finanzvorstand) 40.000 Euro.

Das Bußgeld liege am oberen Ende des Strafrahmens und sei eines der höchsten je von der FMA verhängten Pönale, sagt FMA-Sprecher Klaus Grubelnik zur „Presse“. Die FMA verhänge pro Jahr Strafen von 500.000 bis 1,5 Mio. Euro.

Justiz ermittelt intensiv

Die Betroffenen können die Straferkenntnisse beim Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) bekämpfen. Sollten sie das tun und abblitzen, müssen sie auf jeden Fall zahlen – notfalls treibt die FMA das Geld per Exekution ein. Es fließe übrigens nicht der FMA zu, sondern gehe an den Sozialfonds der Gemeinde Wien, so Grubelnik.

Mit der Geldstrafe ist es für Kovats nicht getan. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt weiter gegen ihn und Fehringer wegen des Verdachts der Untreue, der betrügerischen Krida und der Bilanzfälschung, wie Behördensprecher Thomas Vecsey der „Presse“ bestätigt. Der FMA-Bescheid ist für das Verfahren zweifelsohne förderlich.

Da Kovats (für den wie für Fehringer die Unschuldsvermutung gilt) mit Beschwerden gegen im Juli 2011 erfolgte Hausdurchsuchungen jetzt abgeblitzt ist, kann sich die Staatsanwaltschaft nun das sichergestellte Material vornehmen. Das sind laut Vecsey rund 120 Kisten mit Geschäftsunterlagen. Parallel dazu hat die Justiz den Sachverständigen Thomas Keppert mit einem Gutachten beauftragt. Er soll unter anderem prüfen, ob Kovats Firmenvermögen zu seiner M.U.S.T.-Privatstiftung verschoben und so Gläubigern Geld entzogen hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2012)

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