IFA 2012: Tablet-Schwemme und TV-Giganten

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Die Internationale Funkausstellung in Berlin zeigt Tablets in allen Variationen; bei den TV-Geräten heißt es wieder einmal größer, schärfer und schlanker.

Auch wenn Microsoft diesmal der IFA fernblieb, das kommende Windows 8 warf in Berlin seine Schatten voraus. Zwar waren bei den reinen Tablets die Hingucker eher der Android-Fraktion zuzuordnen – Sony hat mit dem Xperia S einen schlankeren, wasserdichten Nachfolger seines Erstlings-Tablets gezeigt, und Samsung bringt mit dem Note 10.1 eine Variante seines Tablet/Smartphone-Zwitters als ausgewachsenes Tablet. Der Besuchermagnet war allerdings das Note 2, das mit 5,5 Zoll ein noch etwas gewachsener, direkter Nachfolger des erfolgreichen Note ist.

Hybrid-Tablets und All-in-one-PCs

Bei den Tablets auf Windows-8-Basis dominieren Hybridlösungen, die in der einen oder anderen Form eine echte Tastatur beinhalten: Sei es Lenovos Yoga, ein Laptop, der mit einer um 180 Grad klappbarer Tastatur zum Tablet wird, sei es das Asus Vivo Tab oder andere mit Anstecktastatur. Besonders beliebt sind Slider-Lösungen, wie das Sony Vaio, Toshibas U920t oder das mit Metallschiene verstärkte Dell XPS Duo 12. Samsung bringt mit einer neu geschaffenen, „Ativ“ („Vita“ rückwärts?) getauften Reihe neben einem Smartphone auch ARM- und Intel-Tablets mit Windows 8 heraus.

Die meisten Tablet-PCs sollen Ende Oktober, zeitnah zum Windows-8-Launch, herauskommen. Das Betriebssystem mit Touch-Unterstützung sorgt auch für einen Boom bei All-in-one-PCs. Nicht nur HPs Touch-PC Omnia bekommt nun ein passendes Betriebssystem, alles, was unter den PC-Herstellern Rang und Namen hat, von Toshiba über Lenovo bis hin zu Fujitsu Siemens, zeigte einen oder mehrere All-in-one-Touchscreen-PCs, die sich als Info- und Unterhaltungszentrale für die ganze Familie positionieren.

Noch aber ist der Fernseher der Mittelpunkt der Wohnzimmerunterhaltung. Dass er smart ist, wird kaum mehr extra betont, ebenso ist 3-D (mit Brille) Standard. Auch dass die TV-Geräte immer größer werden, kann als Business as usual abgetan werden, wenngleich Sharp mit einem 90-Zöller (im Frühjahr um etwa 10.000 Euro) in neue Dimensionen vorstößt.

Vierfach-Full-HD mit 84 Zoll

Die echte Innovation: Die Bilder sollen noch schärfer werden. Angesichts der Größen jenseits der 60Zoll sind Fernseher mit 4k-Auflösung im Kommen, die rund viermal so viele Bildpunkte wie Full-HD haben. Die Diagonalen haben sich – zumindest bei den ersten Geräten – bei gigantischen 84 Zoll eingependelt. Neben Vorreiter LG, dessen 84-Zoll-4k-TV in Korea bereits verkauft wird, hat Sony ein ebenso großes, serienreifes Modell. Erwartet werden die ersten 84-Zöller mit 4k-Auflösung Ende 2012 oder Anfang 2013. Ob „die Grenzen zwischen Bildschirm und Realität verschwinden“ wie Sonys CEO Kazuo Hirai bei seiner Keynote meinte, sei dahingestellt. Beeindruckend ist das Panoramabild allemal. Ob man dafür ein 120-Kilogramm-Gerät zu Hause stehen haben will, ist eine andere Frage – die sich für Normalverdiener ohnehin nicht stellt: Die Preise werden bei Sony mit „Mittelklassewagen“ umschrieben, LG grenzt mit 17.000 bis 20.000 Euro ein.

Toshiba will im Sommer 2013 neben 84 auch 70 Zoll mit 4k anbieten, auch Sharp hat einen 84-Zöller in der Pipeline. Samsung wartet zu – auf Käufer und Content. Wie schon bei 3-D bringen die Fernsehhersteller mit 4k eine Technologie auf den Markt, für die es – sieht man von Digitalfotos ab – praktisch keine Inhalte gibt.

Noch eine Nummer größer und noch mehr Auflösung gibt es bei Panasonic. Hier wurden gar ein 143-Zoll-Display mit 8k-Auflösung gezeigt sowie ein autostereoskopisches 4k-Display mit 103 Zoll. Beides im Gegensatz zur Konkurrenz Plasma und für den B2B-Einsatz.

Autostereoskopisch heißt nichts anderes als 3-D ohne Brille. Dieses ist beim Panasonic-Prototyp noch etwas unausgereift, der – ebenfalls 4k-fähige – Toshiba 55ZL2G mit brillenlosem 3-D wird hingegen bereits verkauft und soll im Herbst für 8000 Euro nach Österreich kommen. Das 3-D-Bild ist trotz leichter Unschärfen und zurückgenommener Tiefenwirkung passabel. Auch Philips zeigte recht sauberes brillenloses 3-D, hält die Technologie aber erst in ein bis zwei Jahren für marktreif. Angesichts der plastischen Bilder, die die großen, hochauflösenden Fernseher im 2-D-Modus bieten, relativiert sich der Wert von 3-D allerdings ohnehin.

OLED endlich marktreif

Eine weitere TV-Innovation ist (wahrscheinlich) knapp vor Weihnachten verfügbar: OLED-Displays. Sowohl Samsung als auch LG haben extradünnen 55-Zöller mit brillantem Bild auf der IFA präsentiert. Bezüglich Preis geben sich die Kontrahenten abwartend, es wird mit 8000 Euro gerechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2012)

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