Nokia: Fehlstart bei Jagd auf Samsung

(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
  • Drucken

Mit neuen Geräten wollen die Finnen die Chance nutzen, die sich mit der Patentniederlage von Samsung eröffnet hat. Anleger halten davon wenig – die Aktie stürzt erneut ab.

New york/Auer. Der angeschlagene Mobilfunkhersteller Nokia läutet sein Comeback am Smartphonemarkt ein. Am Mittwoch stellte das Unternehmen sein erstes Handy mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 8 vor. Das Lumia 920 soll vor allem mit einer besonders starken „PureView“-Kamera überzeugen. Ob das gelingen wird, ist fraglich. An der Börse büßte das Unternehmen nach der Vorstellung knapp 13 Prozent ein. Dass dem Duo Nokia/Microsoft nach eher erfolglosen Zeiten überhaupt ernsthafte Chancen auf ein Comeback eingeräumt wurden, lag ohnedies nicht an den beiden.

Erst die milliardenschwere Niederlage von Samsung im US-Patentstreit gegen Apple eröffnete Nokia-Chef Stephen Elop diese seltene Gelegenheit. Sie kommt keinen Augenblick zu früh. Bisher verkaufte sich die Lumia-Serie schwach. Nur vier Millionen Stück setzte Nokia im zweiten Quartal ab – ein Bruchteil dessen, was Samsung oder Apple verkauft haben. Die Verluste stiegen in diesem Zeitraum auf 1,5 Milliarden Euro. Seit der frühere Microsoft-Manager Elop das Ruder beim Handyhersteller übernommen hat, ist der Wert der Nokia-Aktien um knapp 70 Prozent gefallen. 20.000 Stellen weltweit wurden abgebaut. Jetzt soll alles anders werden.

Es ist kein Zufall, dass Nokia sein neues Flaggschiff in New York und nicht im finnischen Espoo präsentierte. Der frühere Primus am Handymarkt hat vor allem in den USA Federn lassen müssen. Vor elf Jahren hielt Nokia noch knapp ein Drittel des US-Marktes, heute sind es gerade zwei Prozent. Apple und Android-Hersteller Google kommen gemeinsam auf 90 Prozent.

In den USA wird Nokia auch die Schlacht mit dem südkoreanischen Samsung-Konzern schlagen. Während Nokia die neuen Lumia-Geräte (920 und 820) rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft auf den Markt bringt, muss Samsung zittern, welche seiner Geräte US-Kunden im Advent überhaupt noch kaufen dürfen.

Samsung zittert um Weihnachten

Ein US-Geschworenengericht hat Samsung zu einer Strafe von einer Milliarde Dollar verdonnert, weil der Konzern mehrere Patente von Apple verletzt haben soll. Samsung will berufen. Im Dezember soll das Gericht entscheiden, ob diese Geräte noch in den USA verkauft werden dürfen.

Seit dem Urteil fürchten alle Hersteller, die mit dem Google-Betriebssystem Android arbeiten, als Nächste ins Visier der Apple-Anwälte zu geraten. Die im Vorjahr geschlossene Allianz von Microsoft und Nokia hat hingegen einen entscheidenden Vorteil: Sie haben Verträge mit Apple, nach denen sich die drei Konzerne gegenseitig ihre Patente überlassen und sich mit Klagen verschonen.

Nokia ist allerdings nicht der einzige Hersteller, der auf Microsofts Windows Phone 8 setzt. Just Samsung zauberte in der Vorwoche ein neues Windows-Gerät aus dem Hut. Ab 12.September könnte dieses Duell ohnedies wieder in den Hintergrund rücken. Dann stellt Apple sein neues iPhone vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nokia Lumia angeblich November
Mobil

Nokia Lumia 920 angeblich ab November erhältlich

Eines europäischer Mobilfunker-Manager hat den Marktstart ausgeplaudert. Analysten prognostizieren Nokia keine rosigen Zeiten.
Lumia Nokia schummelt KameraPraesentation
Mobil

Lumia 920: Nokia schummelt bei Kamera-Präsentation

Das verwacklungsfreie Video wurde gar nicht mit dem neuem Smartphone gedreht, sondern mit einer Profi-Kamera.
Mobil

Lumia 920: Nokia zeigt neues Windows-Phone-Flaggschiff

Nokia steigt mit dem Lumia 920 in den Smartphone-Ring. Marktführer Samsung könnte es im Weihnachtsgeschäft schwer haben - ein guter Moment für einen Angriff.
Nokias grosse SmartphoneChance
Mobil

Nokias große Smartphone-Chance

Am Mittwoch stellt Nokia neue Geräte mit Windows Phone 8 vor. Die Finnen sind im Streit zwischen Samsung und Apple lachende Dritte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.