Investment: Hedgefonds setzen jetzt auf Rohstoffe

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Angetrieben von der Hoffnung auf eine Welle billigen Geldes haben spekulativ orientierte Anleger so viel Geld in die Rohstoffmärkte gesteckt wie seit rund einem Jahr nicht mehr. Sie kaufen vor allem Gold und Öl.

Wien/Reuters/Dow Jones/Höll. Angetrieben von der Hoffnung auf eine weitere Welle billigen Geldes von den Notenbanken bauen Hedgefonds und andere Großanleger ihre Spekulationen auf steigende Rohstoffpreise deutlich aus. Zuletzt waren sie mit 111,26 Mrd. US-Dollar (87,09 Mrd. Euro) im Rohstoffsegment investiert. Das entspricht im Vergleich zur Woche zuvor einem Plus von vier Mrd. US-Dollar, wie aus Berechnungen der Finanzagentur Reuters auf Grundlage von Daten der Regulierungsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in den USA hervorgeht.

Das am Rohstoffmarkt investierte Kapital dürfte Schätzungen zufolge allerdings um einiges höher sein, da zahlreiche Geschäfte außerbörslich getätigt werden.
Nach einer Serie enttäuschender Konjunkturdaten spekulieren zahlreiche Anleger darauf, dass die US-Notenbank Fed zur Stützung der weltgrößten Volkswirtschaft ein drittes Ankaufsprogramm von Anleihen auflegt. Auch in China wird über eine mögliche Lockerung der Geldpolitik diskutiert. Das geldmarktpolitische Komitee der Fed will am Donnerstag eine Entscheidung über weitere Maßnahmen zur Unterstützung der US-Wirtschaft treffen. Die Europäische Zentralbank hat in der Vorwoche ihre Geldschleusen geöffnet und ein neues Ankaufsprogramm von Staatsanleihen vorgestellt. Das soll die Refinanzierungskosten von Problemländern wie Spanien und Italien senken.

Gold als Krisenwährung

Vor diesem Hintergrund kletterte der Goldpreis am Freitag auf ein Sechsmonatshoch. Am Montag gab es jedoch leichte Gewinnmitnahmen. Kupfer war so teuer wie zuletzt im Mai. Der Ölpreis zog ebenfalls an. Darüber hinaus trieb die Jahrhundertdürre in den USA die Preise für Sojabohnen, Mais und Co. in den vergangenen Monaten von Rekordhoch zu Rekordhoch.

Bei Gold fragen sich die Marktteilnehmer nun, ob der Anstieg nur von kurzer Dauer ist, oder ob das Edelmetall endlich das hält, was man sich von einer „Krisenwährung“ schon lange erhofft hat. Denn seit dem Allzeithoch im Vorjahr hat der Preis in Dollar vorübergehend nachgegeben, bis er am Freitag wieder die Marke von 1700 US-Dollar überschritten hat.  Tatsächlich setzen etliche Investoren schon länger auf das Edelmetall – darunter klingende Namen wie die Hedgefonds-Manager John Paulson oder George Soros. Dabei werden immer wieder dieselben Gründe genannt: finanzielle Tumulte in Europa, mögliche Stimuli in Amerika, eine drohende Inflation. Alle diese Szenarien sprechen für Gold.

Den Worten folgten bereits Taten: Der größte Anleihenfonds-Manager der Welt, Pacific Investment Management, hat den Goldanteil in seinem Commodity Real Return Strategy Fund binnen zweier Monate von 10,5 auf 11,5 Prozent aufgestockt. Der Fonds ist übrigens 21 Mrd. Dollar schwer. John Paulson von Paulson & Co. hielt zuletzt 98 Millionen Aktien von Goldminen-Betreibern – 3,5 Prozent mehr als ein Vierteljahr zuvor.

Laut Torsten Dennin, Portfolio-Manager des Fonds „VCH Commodity Alpha“ wird Gold auch von den Zentralbanken nachgefragt. Sie kauften im zweiten Quartal 2012 in Summe 157,5 Tonnen Gold zum Preis von 9,5 Mrd. US-Dollar. Das sind um 138 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Dennin rechnet damit, dass sich der Aufwärtstrend beim Goldpreis weiter fortsetzen wird. Bis Jahresende erwartet er einen Anstieg auf 1800 US-Dollar und in den Folgejahren auf über 2000 US-Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2012)

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