Für jede Fünfte offene Stelle fehlt inländischer Bewerber

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Symbolbild Gastronomie(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Von der Wirtschaftskammer befragte Betriebe brauchen vor allem Fachkräfte mit Lehrabschluss.

Die Zahl der Arbeitslosen steigt, gleichzeitig finden die Betriebe nicht genügend Personal. Alleine in den kommenden sechs Monaten benötigen die 500 im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich befragten Betriebe 148.000 zusätzliche Mitarbeiter - vor allem Fachkräfte, also Personen mit Lehrabschluss (in Summe 89.000). Die Nachfrage nach Lehrlingen sei im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen, berichtete die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, Anna Maria Hochhauser, am Dienstag in einer Pressekonferenz. Etwa ein Fünftel der benötigten Arbeitnehmer werde nicht durch das inländische Arbeitskräftereservoir gedeckt. Österreich brauche daher auch eine gelebte "Willkommenskultur" gegenüber qualifizierten Zuwanderern aus dem Ausland.

Zwei Drittel der Betriebe mit über 20 Mitarbeitern können jetzt schon nicht mehr alle Positionen besetzen, geht aus der market-Umfrage hervor. In erster Linie mangle es an Qualifikation und Mobilität. "Sie werden kaum einen Wiener oder eine Wienerin finden, der oder die in Tirol in der Gastronomie eine Lehre macht - aber Ostdeutsche sind dort", veranschaulichte Hochhauser.

Strukturproblem

"Die Kluft zwischen dem Arbeitsangebot und den Qualifikationen, die bei den Arbeitslosen zur Verfügung stehen, ist ein Strukturproblem", so Hochhauser. Am Inlandsmarkt müsse das Image von Lehrlingen gestärkt werden - etwa durch Zugangsmöglichkeiten zu den Fachhochschulen und Universitäten. Zudem soll man Anreize für das Weiterarbeiten im höheren Alter schaffen und Frauen in der Arbeitswelt besser unterstützen. "Wenn wir das in den nächsten Jahren nicht in den Griff bekommen, kostet uns das Wachstum und Wohlstand", so Hochhauser.

Dringend gesucht sind Mitarbeiter in technischen Berufen, im IT- und im Managementbereich, in der Kommunikationstechnologie und ganz allgemein im Dienstleistungsbereich. Derzeit drängen immer noch über 50 Prozent der weiblichen Lehrlinge in die Berufe Verkäuferin, Bürokauffrau und Friseurin.

"Frauen im Berufsleben besser unterstützen"

Die aktuelle demografische Entwicklung verschärft das Problem: "Die Babyboomer-Generation aus den Sechziger-Jahren verlässt allmählich den Arbeitsmarkt und die Zahl der Schüler wird kleiner", erklärte Bevölkerungsexperte Rainer Münz den Arbeitskräftemangel. Zudem entwickelten sich manche Branchen rasanter als die entsprechenden Ausbildungen dazu. 63 Prozent der Betriebe sprechen sich dafür aus, Frauen im Berufsleben besser zu unterstützen, indem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert wird.

59 Prozent wollen, dass der Standort Österreich für Zuwanderer attraktiver wird - 45 Prozent sind für den Aufbau einer Willkommenskultur und 40 Prozent befürworten eine gezielte Bewerbung der Rot-Weiß-Rot-Card, die auf Betreiben der Wirtschaftskammer vor einem Jahr eingeführt wurde. Die Rot-Weiß-Rot-Card ist ein Arbeits- und Aufenthaltsvisum für Drittstaatenangehörige plus deren engere Familie. Seit dem Start am 1. Juli 2011 seien bereits 2.000 Bewilligungen erteilt worden - es gab den Kammerangaben zufolge doppelt so viele Bewerber wie im alten Schlüsselkräfte-System.

(APA)

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