EADS-BAE-Fusion: Deutschland stellt Bedingungen

File picture shows an EADS Eurofighter jet performing during an air show in Sion
File picture shows an EADS Eurofighter jet performing during an air show in SionREUTERS
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Das Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich müsse erhalten bleiben, erklärt Deutschlands Wirtschaftsminister Rösler.

Die Genehmigung einer Fusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems ist nach den Worten des deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) an mehrere Bedingungen geknüpft. Dazu zähle, dass das Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich nach einem Zusammenschluss erhalten bleibt und Deutschland keine Einbußen als Produktionsstandort hinnehmen muss.

"Eine Fusion von EADS und BAE Systems bietet unbestreitbare Chancen, gleichwohl muss auch Deutschland bei einem Zusammenschluss seine Interessen wahren", sagte Rösler der "Welt am Sonntag". Bisher hält sich die Einflussnahme Frankreichs und Deutschland bei EADS mit seiner Tochter Airbus die Waage, wobei die deutschen Interessen vom Autokonzern Daimler als Großaktionär wahrgenommen werden. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge wollen Deutschland und Frankreich künftig jeweils neun Prozent der Anteile halten, derzeit kontrollieren sie direkt und indirekt je 22,35 Prozent bei EADS. Bei der britischen BAE Systems sind keine Staaten direkt oder indirekt Großaktionäre.

Fusion nur mit Zustimmung Frankreichs und Deutschlands

Die von den Konzernen angestrebte Fusion kann jedoch nur mit Zustimmung der beteiligten Regierungen umgesetzt werden. Neben Deutschland, Frankreich und Großbritannien reden auch die USA und die EU-Kommission mit. Knackpunkt ist vor allem das sensible Rüstungsgeschäft. Rösler betonte, gerade auf dem nordamerikanischen Markt hätte das fusionierte Unternehmen Wachstumschancen. Eine offizielle Stellungnahme der Regierungen zu dem Vorhaben wird bis zum 10. Oktober erwartet.

"Deutschlands Stärke liegt vor allem in der Produktion von Hochtechnologie", sagte der FDP-Chef der Zeitung. "Diese Kapazitäten dürfen nicht beschnitten, sondern müssen weiter gestärkt werden." Und auch im neuen Konzern müsse "die Balance zwischen Deutschland und Frankreich gesichert sein". Der "Spiegel" zitiert aus einem Forderungskatalog des Wirtschaftsministeriums, wonach Deutschland einen von drei Hauptsitzen erhalten müsse, und zwar "einen, der mehr ist als nur ein Klingelschild an der Tür".

EADS und BAE Systems würden zusammen mit rund 75 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 220.000 Beschäftigten in der zivilen Luftfahrt und im Rüstungsgeschäft auf Augenhöhe mit dem US-amerikanischen Rivalen Boeing agieren. Für die rund 50.000 deutschen Mitarbeiter hatte EADS bereits eine Standortgarantie abgegeben. Die Regierungen sollen eine sogenannte "goldene Aktie" bekommen, die ihnen auch ein Vetorecht bei feindlichen Übernahmen sichert.

Die Eigentümer von BAE und EADS

EADS:

DAIMLER: Der Autokonzern vertritt sozusagen die deutschen Interessen bei EADS und kann über 22,35 Prozent der Stimmrechte Einfluss nehmen. Der eigentliche Anteil soll aber noch in diesem Jahr weiter schrumpfen - 7,5 Prozent sind bereits bei einem Konsortium aus öffentlichen und privaten Banken geparkt.

SOGEADE: Die Dachgesellschaft vertritt mit 22,35 Prozent der Aktien die französische Seite. Zu ihr gehören die Anteile der Verlags- und Rüstungsgruppe Lagardère (knapp 7,5 Prozent) und die der französischen Staatsholding Sogepa (knapp 15 Prozent).

REST: Die spanische Staatsholding Sepi hält 5,45 Prozent der Anteile, die übrigen befinden sich überwiegend im Streubesitz.


BAE Systems:

INVESCO: Der private Vermögensverwalter mit Hauptsitz in den USA ist der größte Einzelaktionär bei dem von London aus gesteuerten Konzern. Der Anteil liegt bei rund 13 Prozent.

BLACKROCK: Der Investmentriese hält - wie an fast allen großen börsennotierten Konzernen - einige Prozent an BAE Systems, zuletzt knapp unter fünf. Hintergrund sind die sogenannten Indexfonds, die Blackrock anbietet und die Aktienindizes nachbilden.

REST: Weitere Vermögensverwalter wie Alliance Bernstein, Templeton und Barclays halten jeweils einige Prozent, die übrigen Anteile sind im Streubesitz.

(APA/dpa)

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