Gegen den Ex-Hoffnungsträger von Frankreichs Sozialisten wurde ein Verfahren wegen bandenmäßig organisierter Zuhälterei eingestellt, in Brüssel und Paris wird weiter ermittelt.
Die Vorermittlungen gegen den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn in Frankreich wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen Vergewaltigung sind eingestellt worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft der nordfranzösischen Stadt Lille am Dienstag mit. Bei den Vorwürfen geht es um Partys in Washington im Dezember 2010, als Strauss-Kahn noch Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) war. Ein belgisches Escort-Girl gab gegenüber französischen und belgischen Ermittlern an, von "DSK" und seinen Freunden zu bestimmten Sex-Praktiken gezwungen worden zu sein.
Escort-Girl erstattet keine Anzeige
Die Staatsanwaltschaft Lille leitete daraufhin im Mai Vorermittlungen gegen den einstigen Hoffnungsträger von Frankreichs Sozialisten ein, die nun aber eingestellt wurden. Zur Begründung erklärte die Staatsanwaltschaft, die Frau habe keine Anzeige erstattet. In einem Schreiben habe sie Mitte August zudem erklärt, den sexuellen Handlungen "zugestimmt" zu haben. Strauss-Kahn hatte bestritten, Gewalt angewendet zu haben, und die Vorwürfe als "Lüge" bezeichnet.
Sein Anwalt Henri Leclerc sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, er habe mit einer Einstellungen der polizeilichen Vorermittlungen gerechnet. Die Ermittlungen seien ohnehin unnötig gewesen und seien von den Medien zu einem "großen Skandal" ohne jede Grundlage aufgebauscht worden.
Bandenmäßig organisierte Zuhälterei
Im Zusammenhang mit der Callgirl-Affäre um Sex-Partys laufen gegen Strauss-Kahn auch in Brüssel und Paris Ermittlungen wegen bandenmäßig organisierter Zuhälterei. Ein Gericht im nordfranzösischen Douai will Ende November über einen Antrag von Strauss-Kahns Anwälten entscheiden, die Ermittlungen einzustellen. Der 63-Jährige gibt an, er habe nicht gewusst, dass die Frauen Prostituierte waren.
Strauss-Kahn musste im Mai 2011 als Chef des IWF zurücktreten, nachdem er in New York wegen Vergewaltigung angeklagt wurde. Ein Zimmermädchen beschuldigt den 63-Jährigen, sie in einem New Yorker Luxushotel zum Oralsex gezwungen zu haben. Ein Strafprozess in den USA wurde schließlich fallengelassen, da die New Yorker Staatsanwaltschaft Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hotelangestellten hatte. Der Zivilprozess läuft noch.
(APA/AFP)