Osterfestspiel-Affäre: Kretschmer sagte erstmals aus

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OsterfestspielAffaere Kretschmer sagte erstmals(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Dem entlassenen Technischen Direktor der Salzburger Festspiele wird Untreue vorgeworfen. Er sagte zu einer Provision von 300.000 Euro aus.

In der Salzburger Osterfestspielaffäre hat am Montag erstmals der wegen mutmaßlicher Malversationen entlassene Technische Direktor der Salzburger Festspiele ausgesagt. Klaus Kretschmer (52) wurde in dem fortgesetzten Schadensersatzprozess, den die Osterfestspiele gegen vier Beklagte führen, befragt. Kretschmer wurde über eine 300.000 Euro hohe Vermittlungsprovision aus einer Förderung des russischen Kunstmäzens Igor Vidyaev befragt, die er zu Unrecht kassiert haben soll. Kretschmer betonte, dass ihm der ehemalige Geschäftsführer der Osterfestspiele, Michael Dewitte, eine Provision von zwölf Prozent zugesagt habe. Sowohl gegen Kretschmer als auch gegen Dewitte läuft auch ein Strafverfahren wegen des Verdachtes der Untreue.

Die Osterfestspielaffäre

Kretschmer und Dewitte sollen laut Staatsanwaltschaft Salzburg durch Malversationen einen mutmaßlichen Gesamtschaden von rund 3,1 Millionen Euro verursacht haben. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Kretschmer ist nach Auftauchen von finanziellen Ungereimtheiten Anfang 2010 von einer Brücke gestürzt und hat sich dabei schwer verletzt. Aus gesundheitlichen Gründen gab er bisher keine ausführliche Stellungnahme gegenüber den Ermittlungsbehörden im Strafverfahren ab. Deshalb wurde seine heutige Aussage vor Zivilrichterin Christine Außerhofer mit Spannung erwartet.

Die Osterfestspiele GmbH fordert in dem Zivilprozess rund 1,5 Millionen Euro von vier beklagten Parteien. Es handelt sich auch um zwei Rechtsanwälte, die für die Osterfestspiele von 2002 bis 2009 Überweisungen von Provisionen, Reisekosten, Extrapauschalen und Überstundenabgeltungen in der Höhe von rund 1,1 Millionen Euro an den damaligen Osterfestspiel-Geschäftsführer Dewitte veranlasst hätten, "obwohl es keine vertragliche Grundlage gab", argumentierte die Klägerin.

Auf Krücken gestützt betrat Kretschmer den Verhandlungssaal des Landesgerichts Salzburg. Der einstige Technische Direktore, nunmehr Pensionist, hätte sich seiner Aussage wegen des anhängigen Strafverfahrens entschlagen können. Doch Kretschmer machte bereitwillig Angaben darüber, wie es aus seiner Sicht zu der Provisionsvereinbarung aus einer insgesamt 2,5 Millionen hohen, geplanten Förderung aus der Vidyaev-Privatstiftung gekommen ist.

"Beibringen von Sponsoren immer mit Provisionen"

Dewitte sei wegen der wirtschaftlichen Lage der Osterfestspiele 2006 auf der Suche nach potenziellen Geldgebern gewesen. "Er hat auch mich aufgefordert, aktiv zu suchen", sagte Kretschmer. "Dewitte hat immer betont, dass ein Engagement auch finanziell honoriert wird. Das Beibringen von Sponsoren wird immer mit Provisionen belohnt."

Er habe einen Mitarbeiter einer - im Zivilprozess viertbeklagten - Steuerberatungskanzlei kontaktiert -, der ihm an einen Rechtsvertreter des russischen Kunstmäzens vermittelt. Er habe dann Vidyaev persönlich getroffen, um diesen davon zu überzeugen, dass seine Investition in die Osterfestspiele das Richtige sei. Das sei ihm auch gelungen, sagte Kretschmer.

Nach dem Gespräch mit Vidyaev habe er sich mit Dewitte auf eine Provision von zwölf Prozent geeinigt, erzählte der Drittbeklagte. Vidyaevs Rechtsvertreter habe von Anfang an gewusst, dass er, Kretschmer, eine Provision in Aussicht gestellt habe. Der Rechtsanwalt des Mäzens hat dies allerdings in dem Schadensersatzprozess bestritten.

Mäzen stellte Förderung ein

Kretschmer führte dann weiter aus, dass er dem Anwalt mitgeteilt habe, nach seinem Dafürhalten würden den Osterfestspielen jährlich 500.000 Euro für eine gesicherte Budgetierung fehlen. "Er sagte, er könnte sich 2,5 Millionen Euro innerhalb von fünf Jahren vorstellen. "Mein Thema war aber nur, eine Person zu finden, diese mit den Osterfestspielen zu infizieren, sodass diese bereit ist, die Osterfestspiele zu fördern." Nach einer ersten Auszahlungstranche von 800.000 Euro an die Osterfestspiele hat der Mäzen allerdings weitere Förderzahlungen eingestellt, nachdem die Affäre an die Öffentlichkeit gekommen war.

Nach der Provisionszusage von Dewitte und dem "endgültigen Okay" von Vidyaev habe er sich entschlossen, den Erhalt der Zahlung über eine "von mir noch zu gründende Firma abzuwickeln", schilderte Kretschmer der Zivilrichterin. Er habe sich mit dem Gedanken getragen, sich in Zukunft möglicherweise gänzlich von den Sommerfestspielen zurückzuziehen und sich über die Verdienstschiene von Provisionen für die Vermittlung von Gastspielen eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. "Aus steuerrechtlichen Gründen entschloss ich mich, diese Firma nicht in Österreich zu gründen." Kretschmer gründete im Jänner 2009 das Unternehmen "Art & Culture Consulting" mit Sitz in Belize.

Eigentümer seiner Filme unbekannt

Er sei zu 100 Prozent Gesellschafter dieser Firma gewesen, sagte der 52-Jährige. Er und der Mitarbeiter der Steuerberatungskanzlei seien gemeinsam auf die Idee gekommen, als wirtschaftlichen Eigentümer der Firma einen gewissen "David Jenkins" anzugeben. "Mir war wichtig, dass mein Name aus steuerrechtlichen Gründen nicht in der Buchhaltung der Osterfestspiele aufscheinen sollte. Ich habe Jenkins nicht getroffen", betonte Kretschmer. Ob dieser Mann existiere, da müsse man den Viertbeklagten fragen.

Die Provision von 300.000 Euro sei von den Osterfestspielen überwiesen worden. Seitens der Osterfestspiele habe es zwar Bedenken wegen Geldwäsche gegeben, aber nicht bezüglich der Provision, erklärte Kretschmer. Um den Geldwäsche-Verdacht auszuräumen, sei Jenkins als Eigentümer gegenüber den Osterfestspielen genannt worden.

(APA)

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