Die Münze Österreich spürt erstmals seit der Krise einen Nachfragerückgang bei Gold. Das Tochterunternehmen der Nationalbank, macht den allergrößten Teil ihres Umsatzes mit Gold- und Silberprodukten.
Wien/Jil. Erstmals seit Beginn der Krise dürfte sich der Umsatz der Münze Österreich nach unten entwickeln. Münze-Generaldirektor Gerhard Starsich befürchtet sogar einen Einbruch von bis zu 50 Prozent gegenüber 2011. „Dass der Umsatz zurückgehen wird, liegt ausschließlich daran, dass auch die Euphorie auf den Edelmetallmärkten zurückgegangen ist“, so Starsich.
Er geht von einem Umsatz rund um 1,2 Mrd. Euro für 2012 aus – nach fast 2,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Münze Österreich, ein Tochterunternehmen der Nationalbank, macht den allergrößten Teil ihres Umsatzes mit Gold- und Silberprodukten. Der Philharmoniker, den es inzwischen in vier verschiedenen Größen und auch als Silbervariante gibt, bleibt die meistverkaufte Goldmünze Europas. Vergangenes Jahr hat die Münze mehr als 50 Tonnen Gold verkauft.
Angst ist weg, Anleger nicht
Das neue Umsatzniveau liegt immer noch viermal höher als die Zahlen der Münze vor der Finanzkrise. Aber Starsich wertet die zurückgegangenen Goldverkäufe als ein positives Zeichen für den Euro: „Traditionell haben wir starken Umsatz, wenn Angst in der Luft liegt. Das war schon bei den Golfkriegen so.“ Die Angstkäufer dürften sich inzwischen aber eingedeckt haben.
Dass die Goldinvestoren geblieben sind und auch auf immer neuen Rekordhochs (die Unze Gold kostete zuletzt bis zu 1384 Euro) zugreifen, spricht allerdings für einen weiterhin intakten Bullenmarkt – beziehungsweise für weiterhin durchaus vorhandene Nervosität an den Märkten.
Aber: „Die Edelmetallmärkte haben sich weltweit beruhigt“, so Starsich: „Die Anlegernachfrage bemerken wir schon noch – aber die ist eben nicht so stark, wie die Angstnachfrage es zuvor war.“ Die 800 Jahre alte Münzprägeanstalt der Republik ist bei Gold- und Silbermünzen in Europa Marktführer. Wobei 60 bis 70Prozent des Goldes in Österreich verkauft werden, während bei Silber Deutschland der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt ist. Dort landete etwa die Hälfte der von der Münze im Jahr 2011 verkauften 556 Tonnen Silber.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2012)