Keine einzige Frau ist in der Spitze der der Europäischen Zentralbank (EZB). Das kann sich planmäßig frühestens im Jahr 2018 ändern. Erst dann wird wieder eine Stelle im Direktorium frei.
Brüssel/Go. Nach fast einem halben Jahr ging am Montagabend das Tauziehen um die Besetzung des Postens im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Ende. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss im Europaparlament hörte den luxemburgischen Kandidaten Yves Mersch an. Zwar machten die Ausschussmitglieder mehrheitlich schon vorab klar, dass sie den 65-jährigen Chef der Zentralbank Luxemburgs ablehnen würden und dies auch der Vollversammlung des Parlaments empfehlen. Faktisch hat das aber keine Auswirkungen. Das Parlament hat bei der Auswahl der EZB-Vorstandsmitglieder nur ein Anhörungsrecht.
Durch die Nichtansetzung der Anhörung Merschs versuchten die Parlamentarier, die nationalen Regierungen der Euroländer zu Nominierung einer Frau zu bewegen. Dies misslang. Parlamentspräsident Martin Schulz konnte den Staats- und Regierungschefs beim jüngsten EU-Gipfeltreffen nur das Versprechen entlocken, künftig mehr auf die Geschlechterparität bei der Besetzung von EU-Ämtern zu achten. Beim sechsköpfigen EZB-Direktorium unter Präsident Mario Draghi wird das jedenfalls dauern: Erst 2018 wird hier planmäßig wieder eine Stelle frei.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2012)