Nur der Vergleich macht sie glücklich

Lindsey Vonn
Lindsey Vonn GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Die Jagd auf Lindsey Vonn wird mit dem Riesentorlauf in Sölden eröffnet. Das ÖSV-Damenteam ist ersatzgeschwächt, Anna Fenninger will den US-Superstar dennoch schlagen.

Sölden. Wenn am Rettenbachferner die neue Alpin-Saison eröffnet wird, dann beginnt auch gleichzeitig der sportliche Countdown zur Ski-WM in Schladming. Wenn der prognostizierte Wintereinbruch dem Opening keinen Strich durch die Rechnung macht, dann werden die Rennen in Sölden eine erste Standortbestimmung. Auch des neuen Materials wegen. Die Skier sind heuer wieder länger, was Auswirkungen auf den Radius hat. Die anfängliche Skepsis ist großteils gewichen, aber die Diskussionen sind noch immer nicht ganz verstummt. Vor allem beim Sportartikelhersteller Head, der sich im Vorjahr über insgesamt 28 Siege freuen durfte, regiert noch Zorn. Der Grund dafür liegt auf der Hand, der Weltverband (FIS) hat erst vor wenigen Tagen neue Modelle für nicht zulässig erklärt. Das will Head nicht so einfach hinnehmen. Es kriselt gewaltig.

Lindsey Vonn, die im Vorjahr den Gesamtweltcup gewonnen hat, spricht nicht gerne über das Material. Die US-Amerikanerin, die zuletzt ausgezogen ist, um alle Rekorde zu brechen, die es im Damen-Weltcup gibt, sagt nur, dass sie im Training schon relativ flott unterwegs war. Schlüsse für Sölden, wo sie 2011 triumphieren konnte, will sie daraus keine ziehen. Die 28-Jährige spricht auch nicht über die Bestmarke von Hermann Maier (2000 Punkte) aus dem Jahr 2000 – die sie knapp verfehlt hat. 1980 Zähler waren es am Ende. „Ich schaue nur von Rennen zu Rennen.“

Lindsey Vonn hat zuletzt von sich reden gemacht, weil sie ankündigte, eine Herren-Abfahrt bestreiten zu wollen. Ein Plan, der Diskussionen und Kontroversen ausgelöst hat, eine Entscheidung wird aber erst beim FIS-Council-Meeting Anfang November erwartet. Auch, weil Vonn persönlich dieses Ansuchen gestellt hat, aber nicht ihr Verband (USSA). Rainer Salzgeber, Rennsportleiter ihres Ausrüsters, will das Projekt zwar unterstützen, wenn es grünes Licht gibt, grundsätzlich zeigt sich der Vorarlberger aber nicht wahnsinnig begeistert. „Eigentlich“, sagt er, „sollten die Damen im Damen-Weltcup fahren, die Herren eben bei den Herren.“

Überall, wo Lindsey Vonn auftaucht, da steht sie im Mittelpunkt. Und stellt auch eine Maria Riesch, die sich leicht bekleidet zeigte und ebenfalls einem Start bei den Männern etwas abgewinnen kann, in den Schatten. Vonn, ihre ehemalige Busenfreundin, die keine Gelegenheit auslässt, um ihren Sponsor Red Bull ins rechte Licht zu rücken, spricht neuerdings aber auch immer öfter über Privates. „Eigentlich“, sagt sie, „suche ich einen Freund.“ Ideal wäre ein Sportler, so die 28-Jährige. Der würde mehr Verständnis für ihre Situation aufbringen. „Wichtig ist der Charakter – und witzig sollte er sein.“

Das österreichische Damen-Team geht in Sölden ziemlich ersatzgeschwächt an den Start. Marlies Schild, Andrea Fischbacher, Michaela Kirchgasser und auch Nicole Hosp müssen passen. Damit ruhen die ÖSV-Hoffnungen auf Katrin Zettel, die nach fast endlosen Verletzungsproblemen (Knie, Hüfte) fast schmerzfrei ist. Die Niederösterreicherin hat 2008 am Rettenbachferner schon gewonnen. Aber auch Elisabeth Görgl, die Doppelweltmeisterin von Garmisch, fühlt aufsteigende Form.

Als heißestes Eisen im Riesentorlauf aber wird von Damen-Cheftrainer Herbert Mandl Anna Fenninger bezeichnet. Die 23-jährige Salzburgerin empfindet dieses Lob jedoch als Belastung. „Das ist unfair!“, sagt die Vorjahres-Sechste. Zu Lindsey Vonn hat sie ihre eigene Meinung: „Die nervt, tut so, als ob unsere Rennen langweilig wären.“

Auf einen Blick

Sölden: Im Vorjahr gewann Lindsey Vonn (USA), beste Österreicherin war Elisabeth Görgl als Dritte. Anna Fenninger war 2011 Sechste: „Die ersten Jahre waren der Horror, man muss extrem viel kämpfen. Schön langsam habe ich mich aber mit dem Hang angefreundet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2012)

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