DDR-Zwangsarbeit: Ikea nur Spitze des Eisbergs

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Zahlreiche westliche Firmen sollen vom Einsatz von Häftlingen profitiert haben. Die Unternehmen sollten ihre Verstrickungen offenlegen.

Der deutsche Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat die Zwangsarbeit von politischen DDR-Häftlingen für die Möbelkette Ikea als Spitze des Eisbergs bewertet. Zahlreiche westliche Unternehmen hätten vom Handel mit DDR-Betrieben profitiert, sagte Jahn am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der frühere DDR-Oppositionelle forderte Transparenz: "Es gilt, die Verstrickung westlicher Unternehmen in den Produktionseinsatz politischer Häftlinge umfassend offenzulegen."

Er bot dafür die Hilfe der Bundesbehörde an. Ikea hatte eingeräumt, spätestens seit Anfang der 80er Jahre vom Einsatz politischer Häftlinge für die Möbelproduktion der Firma gewusst zu haben. Nach einer am Freitag vorgestellten Studie hatte Ikea in den 80er Jahren mit mindestens neun Außenhandelsbetrieben Lieferverträge. Mindestens 66 Betriebe hatten einen direkten Bezug zu Ikea.

Ikeas Antworten reichen nicht

Der Bundesbeauftragte lobte zwar, dass sich das Unternehmen der Aufarbeitung stelle. Ikea habe aber nur unzureichend beantwortet, warum es die Zusammenarbeit mit DDR-Betrieben nicht gestoppt habe, als es vom Einsatz politischer Häftlinge bei der Herstellung von Ikea-Produkten erfuhr, kritisierte Jahn. Der "Mitteldeutschen Zeitung" sagte er: "Der Hinweis auf die vorherrschenden politischen Rahmenbedingungen ist nicht hilfreich, der Maßstab der Menschenrechte galt damals wie heute."

Der Bundesbeauftragte forderte das Unternehmen nun auf, den vollständigen Bericht zu veröffentlichen. Der Hinweis auf den Datenschutz, mit der die Studie unter Verschluss gehalten werden soll, klinge wie eine Ausrede. "Es gibt gute Wege, Transparenz und Datenschutz gleichzeitig zu gewährleisten", sagte Jahn.

Der Opferverein 17. Juni 1953 zeigte sich unzufrieden. Zwar habe der Deutschlandchef von Ikea, Peter Betzel, Betroffenheit ausgedrückt. Im Kern sei er aber vage geblieben und habe auf die Fragen von Opfern keine klaren Antworten gehabt, teilte der Verein mit. Ikea verstecke sich zudem hinter dem Datenschutz, mit dem die Studie unter vollständigem Verschluss gehalten werde.

(APA/dpa)

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