Die Selbstständigkeit kann für sozial Benachteiligte ein sinnvoller Weg aus der Arbeitslosigkeit sein. IQ-Consult berät und begleitet Gründer ganz von Anfang an.
Wien. Unser Bild von Menschen, die sich selbstständig machen, ist geprägt von smarten Machertypen. Doch gerade für sozial benachteiligte Menschen kann die Unternehmensgründung eine sinnvolle Alternative zur Anstellung sein. Davon ist Norbert Kunz, Geschäftsführer von IQ-Consult, überzeugt: „Alleinerziehende Mütter, junge Arbeitslose oder Menschen mit Migrationshintergrund finden oft, auch wenn sie qualifiziert sind, schwer eine Stelle.“ Weil Ausbildung allein in manchen Fällen nicht ausreiche, sei er auf die Hilfe zur Selbstständigkeit gekommen. „Gründen können sollten alle“, bringt es Kunz auf den Punkt.
Die Betreuung von IQ-Consult in Berlin und Brandenburg setzt nicht erst dann ein, wenn es schon einen Businessplan gibt, sondern wirklich ganz am Anfang. Die Bewerber durchlaufen ein mehrstufiges Auswahlverfahren: „In der ersten Phase schauen wir auf die Motivation. Die Selbstständigkeit soll aus Überzeugung angestrebt werden und nicht aus Ausweglosigkeit“, sagt Kunz. Außerdem werden die Geschäftsideen der Bewerber einem Realitycheck unterworfen.
„Wenn jemand Luxusautos aus Italien nach Deutschland importieren will und dafür erst einmal 100.000 Euro braucht, werden wir ihm nicht helfen können. Durch Selbstauslese würden rund die Hälfte der Bewerber wegfallen. In der zweiten Phase werden den Gründer-Aspiranten konkrete Aufgaben gestellt: „Wir legen Wert darauf, dass nicht die Coaches die Aufgaben lösen, sondern die Bewerber selbst.“ Dazu gehören etwa Gespräche mit potenziellen Kunden und die Wahl des Standortes.
70 Prozent überleben
Dann geht es ans Eingemachte, an die Entwicklung des Geschäftes, darum, sich im Wettbewerb zu behaupten. In dieser Phase sei Coaching besonders wichtig, weil viele Fehler gemacht werden können: „Wenn jemand zum Beispiel einen Mietvertrag über fünf Jahre abschließt, geht er ein großes Risiko ein“. Auch für die Finanzierung sorgt IQ-Consult, meist mit Mikrokrediten aus einem eigenen Fonds.
70 Prozent der von IQ-Consult begleiteten Gründer bleiben im Markt. Das liegt deutlich über der durchschnittlichen Überlebensquote von 50 Prozent. Selbstständigkeit müsse aber keine Entscheidung fürs Leben sein. Viele fänden irgendwann eine Anstellung, in der sie besser verdienen. „Die Selbstständigkeit erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil man sich weiterentwickelt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2012)