Novomatic kauft sich bei Nachfolger von Schlecker ein

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Dem Glücksspielkonzern gehört jetzt die Hälfte der Drogeriehandelskette Dayli. Warum man sich zu dem Schritt entschlossen hat, wollte ein Sprecher aber allerhöchstens zu einem späteren Zeitpunkt beantworten.

Wien/Juk/Apa. Rudolf Haberleitner ist immer wieder für eine Überraschung gut. Als er die österreichische Tochter der deutschen Schlecker-Gesellschaft im Juli kaufte, hatte niemand mehr damit gerechnet, dass sich überhaupt jemand für die Kette findet. Nun sorgt der Investor für den nächsten Knalleffekt: Der Glücksspielkonzern Novomatic steigt mit 50 Prozent bei seiner TAP Dayli Vertriebs GmbH ein – wie Schlecker Österreich (inklusive der Auslandstöchter in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg ) heute heißt.

Soll heißen: „Wir haben mehr Komfort und können das geplante Sanierungskonzept schneller als gedacht umsetzen“, wie Haberleitner am Freitag zur „Presse“ sagte. TAP Dayli will die früheren Drogeriemärkte, die sich zu einem großen Teil im ländlichen Raum befinden, zu echten „Nahversorgern“ umbauen.

Keine Spielautomaten im Laden

Das bedeutet im Sinne des Eigentümers jedoch kein Revival des Greißlerladens: Lebensmittel des täglichen Bedarfs sollen nur zu einem kleinen Teil ins neue (Drogerie-)Sortiment genommen werden; darüber hinaus soll es etwa Papier und Schreibwaren zu kaufen geben und die Möglichkeit, Briefe und Pakete aufzugeben. Zusätzlich soll ein Online-Shopping-Terminal in jedem Geschäft stehen, über das die Kunden bis zur Waschmaschine alles bestellen können, was nicht in die Regale der (kleinen) Drogeriefilialen passt.

Der Weg von der Waschmaschine zum Spielautomaten dürfte dann nicht mehr so weit sein, sollte man meinen. Haberleitner erteilt dem abrupt eine Absage: „Das stand in unseren Gesprächen mit Novomatic nicht einmal zur Diskussion.“ Der Glücksspielkonzern trete lediglich als Finanzinvestor auf, überlasse die Geschicke des Unternehmens aber den Handelsexperten, allen voran Geschäftsführer und Ex-DM-Manager Peter Krammer.

Spekulation: Standorte als Motiv?

Novomatic bestätigte am Freitag den Einstieg bei der Handelskette. Warum man sich zu dem Schritt entschlossen hat, wollte ein Sprecher aber allerhöchstens zu einem späteren Zeitpunkt beantworten. „Prof. Graf (Novomatic-Gründer, Anm.) und wir waren von der Notwendigkeit eines innovativen, zukunftsweisenden Nahversorgungskonzeptes überzeugt. Dayli erfüllt diese Voraussetzungen“, wird Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt in einer Aussendung zitiert. „Daher steigen wir als Partner ein, auch wenn dieses Investment nicht zu unseren Kerngeschäftsfeldern zählt.“

In der Glücksspielbranche wird unterdessen spekuliert, dass sich der Konzern aus Niederösterreich (zuletzt 3,19 Mrd. Euro Umsatz) mit diesem Schritt potenzielle Standorte für Glücksspielsalons gesichert haben könnte. Falls Dayli-Filialen zusperren, könnte Novomatic als (Mit-)Eigentümerin laufende Mietverträge des Einzelhändlers übernehmen. Branchenkennern zufolge bezahlen Automatenbetreiber bis zu einem Fünftel mehr für ihre Standorte als andere Mieter.

Dayli habe das Rebranding – die optische Umwandlung der Filialen – bereits hinter sich, sagte Hälfte-Eigentümer Haberleitner. In einigen Märkten würden bereits Lebensmittel eingeräumt, im Dezember sollen nunmehr drei „concept stores“ eröffnen, mithilfe derer erprobt werden soll, ob das Dayli-Konzept aufgeht oder nicht.

Neben den Standorten in Linz und Pöggstall im Waldviertel soll auch in Wien eine Testfiliale eröffnen. Bis Ende 2013 sollen alle ehemaligen Schlecker-Filialen in das Dayli-Konzept überführt worden sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2012)

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