Welser Rechtsanwalt kauft Handelskette Zielpunkt

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Die BOW Beteiligungs GmbH von Rechtsanwalt Gerald Schmidsberger übernimmt 75,1 Prozent vom früheren Zielpunkt-Vorstandschef Jan Satek. Das Sagen dürfte aber der Minderheitseigentümer Großhändler Pfeiffer haben.

Wien. So klammheimlich wie der Zielpunkt-Deal in der Nacht auf Dienstag über die Bühne ging, so verschwiegen zeigten sich alle Beteiligten danach, als es darum ging, die Identität des neuen Eigentümers preiszugeben. Am Mittwoch sickerte der neue Name trotzdem durch: Der oberösterreichische Rechtsanwalt Gerald Schmidsberger hat mit seiner BOW Beteiligungs GmbH die 75,1 Prozent gekauft, die zuvor Ex-Zielpunkt-Chef Jan Satek gehörten.
Der oberösterreichische Großhändler Pfeiffer behält seine Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent. Zusätzlich erhält er im Zuge des Verkaufs ein Vorkaufsrecht für die verbleibenden 75,1 Prozent. Dieses darf er jedoch erst nutzen, wenn zumindest sechs Monate verstrichen sind, sagt ein Insider.

BOW und Pfeiffer haben darüber hinaus keinen Treuhandvertrag unterzeichnet, BOW halte also seine Anteile nicht für Pfeiffer. Eine Sprecherin von Zielpunkt bestätigte, dass es sich beim Käufer um die BOW Beteiligungs GmbH handelt, wollte sich ansonst jedoch nicht dazu äußern.

Wettbewerbshüter prüfen nicht

„Die Bundeswettbewerbsbehörde ist informiert, es liegt keine Anmeldepflicht vor“, wird Erich Schönleitner, Chef des Minderheitseigentümers Pfeiffer, am Mittwoch in einer Aussendung zitiert. Der Zusammenschluss erfülle die Umsatz-Schwellenwerte, ab denen geprüft werden muss, nicht, heißt es seitens der Kartellbehörde.

Nachdem Ex-Zielpunkt-Eigentümer und Vorstandschef Jan Satek sich dieser Tage aus der operativen Führung zurückgezogen hat, übernehmen seine Vorstandskollegen Thomas Janny (Vertrieb) und Stephan Seyfried (Finanzen) das Ruder. Die Vorstände berichten zukünftig an die Geschäftsführer des 24,9-Prozent-Eigners Pfeiffer, Erich Schönleitner und Markus Böhm.

Und auch sonst wird Pfeiffer im Hause Zielpunkt das Sagen haben. Erich Schönleitner spricht – bewusst oder unbewusst – bereits von Zielpunkt als „unserer Tochter“. Die Übernahmemöglichkeit für die nun von Gerald Schmidsberger gekauften Anteile von Jan Satek nähren Gerüchte, Pfeiffer wolle Zielpunkt über Umwege zur Gänze in sein Reich eingliedern. Satek hat demnach seine Anteile unter hohem – von Liquiditätsengpässen erzeugtem – Zeitdruck verkauft; ein potenter Investor musste her.
Pfeiffer wies diese Interpretation zuletzt scharf zurück.
Zu Pfeiffer gehören die Großhandelssparte C+C Pfeiffer (die die Gastronomie beliefert), die Supermarktkette Unimarkt (Steiermark, Oberösterreich) und die Beteiligung an Nah & Frisch. Als Gesellschafter liefert Pfeiffer auch an rund 300 Nah-&-Frisch-Händler. In Summe setzte das Unternehmen im Vorjahr 732 Mio. Euro um. Zielpunkt kam mit 3000 Mitarbeitern auf 473,5 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2012)

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