Opel: "Keine Marke kann nur in Europa überleben"

Opel Keine Marke kann
Opel Keine Marke kann(c) EPA (DANIEL NAUPOLD)
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"Es war ein Fehler, dass Opel nur in sehr geringem Umfang Autos in China verkaufen durfte", kritisiert der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler.

Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat dem Opel-Mutterkonzern General Motors im Zusammenhang mit dem Aus für den Standort Bochum gravierende Management-Fehler vorgeworfen. "Ich bin sauer, gerade weil das Unternehmen Fehler gemacht hat, auch beim Umgang mit den Mitarbeitern in der Vergangenheit", sagte Rösler der "Rheinischen Post" (Dienstag).

GM müsse sich fragen lassen, ob der Konzern in der Vergangenheit alles Notwendige getan habe, um das Aus für Bochum zu verhindern. "So war es ein Fehler, dass Opel nur in sehr geringem Umfang Autos im wichtigen Wachstumsmarkt China verkaufen durfte. Ich erwarte von Opel, dass das Unternehmen seiner Verantwortung gerecht wird und mithilft, die Folgen der Werksschließung für die Beschäftigten abzumildern", verlangte Rösler.

Rösler lehnt Staatshilfe ab

Staatshilfe für Opel lehnte Rösler ab, "weil diese die unternehmerischen Probleme in der Regel auf Dauer nicht beheben kann". Land und Stadt seien gefragt, eine Zukunftsperspektive für Bochum zu schaffen. Die Arbeitsagenturen würden alles tun, um den Beschäftigten zu helfen.

Opel macht sein Werk in Bochum mit 3365 Beschäftigten dicht. Der Vorstand kündigte am Montag an, dort die Produktion des Familienwagens Zafira 2016 auslaufen zu lassen. Opel-Interims-Chef Thomas Sedran begründete die Schließung mit dem dramatisch geschrumpften Automarkt in Westeuropa und den hohen Überkapazitäten in der gesamten Branche.

"Frage der Zeit, bis nächstes Werk schließt"

Die geplante Schließung des Bochumer Opel-Werks wird nach Ansicht des Betriebsratschefs des Werks auch Auswirkungen auf die anderen deutschen Standorte haben. "Wir sind der Meinung, wenn man das Bochumer Werk schließt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Werk auf der Schließungsliste steht", sagte Rainer Einenkel am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Er glaube, dass Bochum zuerst aus dem Weg geräumt werde, weil man dort den größten Widerstand befürchte. Wenn Opel erhalten bleiben solle, brauche man auch das Bochumer Werk.

Einenkel sagte, er sei geschockt über die "Art und Weise, wie man mit diesen Menschen umgeht." Der Bochumer Betriebsratschef kündigte an, sich nicht mit dem Aus für das Werk abzufinden und bis 2016 für seinen Erhalt zu kämpfen. "Das sind wir auch den Menschen schuldig und das sind wir dieser Region schuldig."

Auch Schuldenkrise ist mitverantwortlich

Nach Ansicht des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer ist auch die Schuldenkrise in Europa mitverantwortlich für die Schließung des Opel-Werks. "Diese Schuldenkrise hat die Automobilmärkte in Europa ganz, ganz tief getroffen", sagte er am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Krise hat "die Autowerke in Europa ihre Jobs gekostet und wird in der Zukunft (...) noch zu Fabrikschließungen führen."

Dudenhöffer sagte, bei Opel seien viele Managementfehler gemacht worden, indem man sich nur auf Europa konzentriert habe. "Keine Marke kann heute ausschließlich in Europa überleben", sagte er. "Deshalb wird es schwer sein, für die Marke die Brücke in die Zukunft zu finden." Nur die Werkschließung in Bochum werde nicht ausreichen, um Opel langfristig zu stabilisieren. Am Montag hatte der Autohersteller angekündigt, die Produktion in Bochum Ende 2016 auslaufen zu lassen.

(APA/dpa/Reuters)

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