Immobilien: Preise für Wohnungen explodieren

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In Österreich haben sich Eigentumswohnungen allein in diesem Jahr um acht Prozent verteuert, für 2013 erwarten Experten ein Plus von fünf Prozent.

Wien/Höll. In Deutschland ist es amtlich: Im November warnte die Bundesbank in ungewöhnlich scharfen Worten vor einer Immobilienblase. Übertreibungen am Wohnungsmarkt können „in deutschen Ballungszentren zum Tragen kommen und die Finanzstabilität hierzulande erheblich gefährden“. Ähnlich ist die Lage in der Schweiz: Die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) forderte die Regierung in Bern auf, Maßnahmen gegen die Bildung einer Immobilienblase zu ergreifen.

Obwohl sich auch in Österreich die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen im Zuge der Finanzkrise drastisch erhöht haben, sieht der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) keine Blase. Allerdings erwartet ÖVI-Vorstand Andreas Wollein ein „Abflachen der Preiskurve“. Der große Ansturm der vergangenen Jahre dürfte vorüber sein. Allein 2012 seien in Österreich die Preise für Eigentumswohnungen um durchschnittlich acht Prozent gestiegen, im nächsten Jahr dürfte es ein Plus von etwa fünf Prozent geben, sagte Wollein am Mittwoch vor Journalisten.

„Die Menschen wollen ihr Geld sicher in Immobilien parken.“ Denn das Sparbuch werfe zu wenig Zinsen ab. Hinzu komme die Angst vor einer Geldentwertung oder vor dem Kollabieren des staatlichen Pensionssystems.

In Österreich werden Wohnungskäufe weitgehend über Eigenmittel finanziert. Eine Blase entwickelt sich laut Wollein „nur dann, wenn Käufer Immobilien wieder verkaufen müssen. Wir haben in Österreich aber einen hohen Anteil an Eigenkapital und einen geringen an Fremdkapital.“

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Immobilienhype in Wien

Interessant ist ein Vergleich, wie sich die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien langfristig entwickelt haben (siehe Grafik). Einen größeren Boom gab es in den Jahren 1988 bis 1992. Dies hing mit dem Plan für eine Weltausstellung in Wien zusammen. Doch das Projekt wurde nach einer Volksbefragung abgesagt. Daraufhin befand sich der Wiener Immobilienmarkt über ein Jahrzehnt im Dornröschenschlaf.

Als 2008 die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ausbrach, änderte sich die Situation schlagartig. Viele Investoren lösten ihre Ersparnisse auf und kauften Immobilien. 2011 und 2012 gab es im Zuge der europäischen Schuldenkrise noch einmal einen kräftigen Anstieg.

Heute muss man für eine gebrauchte Eigentumswohnung in Wien durchschnittlich 2700 Euro pro Quadratmeter hinlegen, eine neue Wohnung kostet 3800 Euro.

Eine ähnliche Dynamik gab es in den Bundesländern, wobei auch dort für die nächsten Jahre eine Marktberuhigung erwartet wird. In schlechten Lagen sind die Preise schon jetzt rückläufig. Vor allem ältere und schlecht ausgestattete Immobilien sind nur noch schwer verkäuflich.

Moderates Plus bei Mieten

Im Gegensatz dazu gab es bei den Mieten nur einen moderaten Anstieg. Während sich die Preise für Eigentumswohnungen in Wien seit dem Jahr 2000 um 80Prozent erhöhten, gab es bei den Mieten nur ein Plus von 25Prozent. „An den Haaren herbeigezogen ist die Diskussion über eine Deckelung der Richtwertmieten, denn diese sind über die letzten Jahre hinweg sogar unter der Inflationsrate gestiegen“, sagte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel. So habe selbst eine von der Arbeiterkammer in Auftrag gegebene Studie festgestellt, dass sich zwischen 2005 und 2011 Richtwertmieten jährlich um 1,8 Prozent erhöhten, während es im gleichen Zeitraum beim Verbraucherpreisindex ein Plus von 2,6 Prozent pro Jahr gab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2012)

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