Ski alpin: Wie man Trainer auf Kurs bringt

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Während der Hahnenkamm-Woche herrschte bei den Mannschaftsführersitzungen zum Teil dicke Luft. Im Mittelpunkt stand der deutsche FIS-Renndirektor Günter Hujara.

Kitzbühel /WW. Ob es an der nahenden Ski-WM in Schladming liegt, lässt sich nicht genau ausmachen. Doch die Mannschaftsführersitzungen hatten während der Hahnenkamm-Woche großen Unterhaltungswert. Es wurde gestritten, gedroht, polemisiert, abgemahnt und gestraft. Der Internationale Skiverband ist der oberste Regelhüter, im alpinen Bereich kümmert sich der Deutsche Günter Hujara als Renndirektor um die ordnungsgemäße Durchführung der Herrenrennen. Er führt ein strenges Regiment, in Kitzbühel stand er mehrmals im Mittelpunkt. Der leidigen Geschichte rund um die Rückversetzung von Christof Innerhofer folgte ein Eklat um die Ausflaggung des Slaloms.

Als Kurssetzer war ursprünglich der kroatische Trainer Ante Kostelić vorgesehen gewesen. Der Vater von Ivica Kostelic begann einen Flaggenwald zu kreieren, den die anderen Trainer für unfahrbar erklärten. Der Aufforderung umzustecken aber kam der Kroate nicht nach und wurde daher ausgetauscht. Der Ganslernhang gilt ohnedies schon als nicht leicht zu befahrendes Gelände, Ante Kostelić aber nahm darauf keine Rücksicht. Die einhellige Meinung: Der Kurs ist zu schnell.

Die Trainer stimmten ab, das Ergebnis lautete 6:3. Kostelić wollte die Einwände der Jury ignorieren. Er meinte: „Es gab keinen Vorschlag, nur Kritik, dass der Kurs schlecht sei. Mit Günter Hujara ist schlecht zu sprechen. Ich bin ein alter Mann und tue mir das nicht mehr an.“

Kroatiens Alpinchef, Vedran Pavlek, protestierte, kritisierte die Art und Weise, wie Hujara auf der Piste Ante Kostelić verbal begegnet sei. „Er verdient Respekt, das tolerieren wir nicht.“ Hujara hingegen konnte wenig damit anfangen, dass sich jemand mit seinem Kurs ein „Denkmal“ setzen wollte. „Ante hat große Verdienste, aber hier lag er falsch.“ Zum Kurssetzer wurde schließlich der für den italienischen Verband arbeitende Franzose Jacques Theolier bestimmt.

Zu Wochenbeginn waren die Topabfahrer bei der Jury mit dem Wunsch um Absage des ersten Trainings abgeblitzt. Zwei Tage vor dem Abfahrtsklassiker lag der Südtiroler Christof Innerhofer wegen einer aus seiner Sicht ungerechtfertigten Bestrafung nach einem Regelverstoß im Training im Clinch mit den Funktionären. Hujara drohte Innerhofer sogar mit einem Entzug der Lizenz. Erst mit einer öffentlichen Entschuldigung wendete Innerhofer ein FIS-Verfahren gegen sich ab.

Es blieb bei einer Geldstrafe und beim Verlust der weitaus günstigeren Startnummer. Innerhofer nahm die Streif mit Nummer 46 in Angriff. Über die FIS verlor er kein Wort mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2013)

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