Israel soll Waffen-Konvoi in Syrien bombardiert haben

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Die USA bestätigen laut "New York Times" einen Angriff Israels nahe Damaskus. Syrien behauptet, Ziel sei eine Forschungseinrichtung gewesen.

Israel soll am Mittwoch einen Luftangriff in Syrien geflogen haben. Einem Bericht der "New York Times" zufolge erklärten US-Regierungsbeamte, israelische Kampfjets hätten nahe der Hauptstadt Damaskus einen Konvoi bombardiert, der mit hochmodernen Flugabwehrwaffen auf dem Weg zur Hisbollah-Miliz im Libanon gewesen sei. Israel habe die USA über seine Attacke informiert, schreibt die Zeitung unter Berufung auf namentlich nicht genannte US-Informanten.

Das syrische Regime erklärte hingegen, Ziel des Angriffes sei eine Forschungseinrichtung in der Provinz Damaskus gewesen. Zwei Menschen seien bei der Attacke auf das Forschungszentrum in Jamraya getötet und fünf Personen verletzt worden, teilte das Militärkommando mit. Das Gebäude sei vollkommen zerstört worden.

Syrien legte bei den Vereinten Nationen Protest gegen Israel ein. Der jüdische Staat habe Vereinbarungen verletzt, hieß es in staatlichen Medien. Zudem wurde der Leiter der UN-Beobachtermission auf den Golanhöhen einbestellt. Das meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA am Donnerstag.

"Syrien hat ihm eine offizielle Beschwerde an die Vereinten Nationen übergeben, die den Verstoß gegen das Entflechtungsabkommen von 1974 betrifft", hieß es bei SANA. Der indische Generalmajor Iqbal Singha leitet derzeit die UN-Beobachtermission in dem Gebiet zwischen den von Israel besetzten Golanhöhen und dem restlichen syrischen Staatsgebiet.

Israel selbst hat die Berichte über den Angriff in Syrien bisher nicht kommentiert. Es ist jahrelange Praxis der israelischen Führung, Einsätze gegen Ziele im Ausland weder zu dementieren noch zu bestätigen. Die Regierung hat sich wiederholt besorgt gezeigt, dass Chemiewaffen und hochmoderne Waffensysteme aus dem umkämpften Syrien in die Hand der Hisbollah-Milizen im Südlibanon fallen könnten. Der israelische Minister für Regionale Entwicklung, Silvan Shalom, hatte erst am Sonntag betont, Israel werde Maßnahmen ergreifen, um das zu verhindern.

Die Hisbollah warf Israel am Donnerstag vor, Teil einer "Verschwörung" gegen Syrien zu sein. Der Angriff mache deutlich, dass es darum gehe, Syrien und seine Armee zu zerstören, um die "Achse des Widerstands" zu brechen.

Moskau reagiert "sehr besorgt"

Die russische Regierung reagierte am Donnerstag "sehr besorgt". "Wenn diese Informationen bestätigt werden, dann haben wir es mit nicht-provozierten Angriffen auf Ziele in einem souveränen Staat zu tun", erklärte das Moskauer Außenministerium. Dies wäre eine Verstoß gegen die UN-Charta und "nicht hinnehmbar". Russland habe "dringliche Maßnahmen" eingeleitet, um die Vorgänge vom Mittwoch aufzuklären, erklärte das Ministerium. Die russische Regierung fordere "erneut" ein Ende der Gewalt in Syrien und verurteile "jede Art von Intervention aus dem Ausland".

Der Iran verurteilte Israel scharf: "Dieser Akt ist eine klare Verletzung der territorialen Integrität Syriens und beweist erneut, dass die Zionisten und der Westen keine Stabilität und Sicherheit in Syrien wollen", sagte Außenminister Ali-Akbar Salehi nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders IRIB. Der Angriff beweise weiterhin, dass die "Terroristen" in Syrien die gleichen Ziele verfolgten wie Israel.

Hisbollah

Die Hisbollah hat das Regime von Syriens Präsidenten Bashar al-Assad seit Beginn der Kämpfe unterstützt. Unter anderem, weil über Syrien immer wieder Waffen aus dem Iran in die Hände der im Südlibanon operierenden Miliz gelangen, was in einer Post-Assad-Ära nicht länger gesichert wäre. Als Stellvertreter des Irans im Libanon gilt die Hisbollah als einer der größten Feinde Israels. Schon jetzt kann die Miliz mit ihrem rund 80.000 Raketen starken Waffenarsenal Ziele in fast ganz Israel treffen. Sollten zu diesem nun auch noch Chemiewaffen aus syrischen Beständen hinzukommen, wäre dies ein Albtraum für Israel.

(APA/Reuters/Red.)

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