Glosse

Die falsche Angst vor freiem Handel

2016 war der Protest gegen Ceta groß. Viel bewahrheitet hat sich von den Sorgen nicht.
2016 war der Protest gegen Ceta groß. Viel bewahrheitet hat sich von den Sorgen nicht.(c) APA/AFP/JOHN THYS
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Landwirtschaft und Konsumenten müssten vor Konkurrenz und schlechten Produkten aus anderen Kontinenten geschützt werden, lautet das Argument gegen Freihandelsabkommen meist. Doch wer profitierte eigentlich vom 2016 heftig umstrittenen Abkommen Ceta? Europas und Österreichs Bauern.

Europa werde überschwemmt. Mit billigen und qualitativ minderwertigen Agrarprodukten – etwa dem berühmten Chlorhuhn. So wurde 2016 gegen das Freihandelsabkommen Ceta zwischen der EU und Kanada Stimmung gemacht. Politisch standen vor allem Grüne, SPÖ und FPÖ auf der Bremse, wobei Letztere ihr Kontra mit Regierungseintritt 2017 ablegte.

Sieben Jahre später sind nicht nur keine kanadischen Chlorhühner in den Supermärkten. Kanadas Farmer haben nicht einmal ansatzweise die Zollquoten ausgenutzt, wie Zahlen der EU-Kommission nun zeigen. In den meisten Sektoren wurden die erlaubten Einfuhrquoten nach Europa nur zu einem oder Null Prozent ausgenutzt. Der Grund: ein Export nach China war für die kanadischen Landwirte wesentlich lukrativer.

Ganz anders die Situation für die europäischen Bauern - darunter auch jene aus Österreich. Sie forcierten ihre Exporte und konnten die Ausfuhren nach Kanada spürbar steigern. Ceta brachte also zusätzlich Wertschöpfung für die europäische Landwirtschaft, während die heraufbeschworene unfaire Billig-Konkurrenz ein Schreckgespenst blieb. Gleich übrigens, wie die kanadischen Industriekonzerne, die arme europäische Länder vor Schiedsgerichten wegen ihrer Umweltgesetze durch Sonne und Mond klagen.

Viel unnötige Angst vor freiem Handel also. Das sollten wir beim Abkommen Mercosur mit Südamerika im Gedächtnis behalten. Denn wieder heißt es: Europa werde überschwemmt. Mit billigen und qualitativ minderwertigen Agrarprodukten.

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